Düsseldorf, den 7ten Dec. 1851.
Geehrter Herr,
Wiederum bringe ich Ihnen späten Dank auf Ihre letzte erfreuende Sendung. Es war eine sehr bewegte Zeit, die letztvergangene. Sodann glaubte und wünschte ich gern, Ihnen vom Fortgang der Composition der Ballade etwas Bestimmteres mittheilen zu können. Aber ich bin, durch andere Arbeiten zurück gehalten, leider noch gar nicht zum Anfang gekommen. Haben Sie denn vielen Dank für den Fleiß, den Sie der neuen Bearbeitung gewidmet. Bis auf einige wenige Kürzungen halte ich sie jetzt für eine wohlgelungene und kann es kaum erwarten, damit anzufangen.
Ihre Fräulein Braut, wie Sie selbst, hier in Düsseldorf zu sehen, sollte uns sehr erfreuen. Die nächsten Concerte, außer einem am 11ten Dec. sind den 8ten und 22sten Januar. Wir haben Schluß dieser Woche eine Conferenz, in der die Programme der Concerte festgestellt werden sollen. Könnten Sie mir vielleicht bis Sonnabend noch wißen laßen, ob ein Ausflug nach D noch in Ihrem Plan liegt, und ob Frl. Eyth im Concert am 8ten oder 22sten Januar vielleicht spielen würde, so würde ich es nächsten Sonnabend in der Conferenz dem Herren vortragen, und Ihnen schnell das Nähere mittheilen.
Wegen Luther fängt es mir an bange zu werden, ob wir der Arbeit Herr werden. Es verlangt mich nach einem größeren Werk. So gern hätte ich das nächste Jahr dazu verwendet. Wird es möglich sein?
Vielen Dank auch für Ihre Gedichte; ich hoffe, daß sich Musik dazu einstellen wird.
Was Sie mir wegen des Antheils am Eigenthumsrecht des Balladentextes schreiben, würden wir später, sobald das Werk gediehen, noch bestimmter zusammen besprechen.
Haben Sie meine Ouverture zur Braut gehört? Ich frage, da Sie es ja waren, der die Lust zu ihrer Composition in mir angeregt. Ueber die Wirkung habe ich Verschiedenes gehört. Ich bin daran gewöhnt, meine Compositionen, die beßeren und tieferen zumal, auf das erste Hören vom größeren Theil des Publicums nicht verstanden zu sehen. Bei dieser Ouverture indeß, so klar und einfach in der Erfindung, hätte ich ein schnelleres Verständniß erwartet. Ich bin begierig zu erfahren, welchen Eindruck das Stück auf Sie selbst gemacht. Freilich ohne Studium der Partitur läßt sich kein einigermaßen bedeutendes Werk auf das erstemal begreifen.
Nun genug. Ich will wünschen, daß Sie mein Brief im besten Wohlsein antrifft, und hoffe recht bald von Ihnen zu hören.
Fräulein Eyth bitte ich mich freundlich zu empfehlen. R. Sch.
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