Düsseldorf, den 18. Juli 1851.
Geehrter Herr!
Nur wenige Zeilen ist mir Ihnen zu schreiben heute vergönnt, da wir schon mit einem Fuß im Dampfwagen stehen, einen kleinen Ausflug nach Heidelberg u. u. zu machen. Aber ich hoffe, Sie ja bald zu sehen. Nun aber freilich – den 17. August bin ich vielleicht nicht hier. Man hat mich von Antwerpen, wo den 17. ein großes Gesangsfest (Wettstreit) ist, zum Preisgericht als Mitrichter eingeladen, und da das Fest interessant zu werden verspricht, habe ich wohl Lust, dahin zu gehen. Vor dem 15. reise ich aber in keinem Fall. Nun ist es vielleicht möglich, daß Sie schon vor dem 15. hier sein könnten, oder es wäre später auf Ihrer Rückreise, worüber Sie mich dann mit wenigen Worten aufklären möchten. Und nun vor allem Dank für den Eifer, mit dem Sie in meine Idee eingegangen. Es ist ein herrlicher musikalischer Stoff, und Ihr Gedanke, gerade aus Uhlands anderen Gedichten zu den Vorträgen den Sänger zu wählen, ganz vortrefflich. Dadurch ist auch freilich theilweise Unklarheit in der Verbindung entstanden, die indeß durch einige verbindende Zwischensätze (Reden des Königs, der Königin und des Chors) leicht gehoben werden könnte, wie dann das Ganze jedenfalls viel zu lang ist und sich der ganze große Mittelsatz auf ein Lied des Jünglings, eines des alten Harfners, ein Duett Beider und ein Terzett oder Quartett dieser mit Königin und König beschränken müßte, worauf dann der König sein „Du hast mein Volk verführt“ in die Menge schleudert. Doch alles dies läßt sich mündlich am besten erklären und ob mir es auch schwer wird, so lange zu warten, so will ich es doch zum Besten des Werkes.
Für heut empfangen Sie nochmals herzlichen Dank und lassen mich bald Bestimmtes über Ihre Reisepläne wissen.
Vielmals grüßend
Ihr
ergebener
R. Schumann.
Viele Grüße an Wenzel; ich habe diesen Frühling ein Mährchen, „Der Rose Pilgerfahrt“ für Solis und Chor componirt, was wir vor acht Tagen mit guter Wirkung zum erstenmal aufgeführt; Wenzel interessirt sich immer für mich; wollen Sie es ihm sagen.
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