Karlsruhe 3/12 53
Geehrter Herr Doctor!
Wir sind in unsrer Hoffnung getäuscht worden Sie u Ihre verehrte Gemahlin bei unserem Musikfeste zu sehen. Wie eindrucksreich auch Ihre geistige Gegenwart in Ihrer Ouverture war, immer hin hat es unser Bedauern nur vermehrt Sie unter den hier versammelten Notabeln zu vermissen. Ich hätte Gelegenheit gehabt Sie wegen einer früheren Belästigung u Nachfrage um Entschuldigung zu bitten und Sie freundlich dahin zu stimmen, daß Sie mir erlaubt hätten gelegentlich wieder an Ihr Urtheil appelliren zu dürfen. Nun muß ich dies doch ohne Ihre besondere Erlaubniß wieder thun u hoffen, daß Sie deshalb nicht verdrießlich werden. Ihre Auskunft über den Tonmeister damals hätte ich nur recht verstehen sollen, denn da Sie so wenig wußten oder wissen wollten, so mußte es der Mühe nicht lohnen ihn kennen zu lernen. So erwies es sich, er hat hier einmal gesungen u entschieden mißfallen. Nun komme ich mit der Frage über eine junge Sängerin namens Karl, die jetzt in Düsseldorf singt. Hat diese auch Ihre oder Ihrer Frau Aufmerksamkeit nicht erregen können? Oder ist sie derselben werth? Man rühmt mir die Genüße ihrer Stimme für Parthin wie denn Anna, Armida, Vestalin usw geeignete Persönlichkeit u Kraft und ihr Talent. Hat sie das Alles wirklich? Ich bitte Sie so dringend als ergebenst aus kunstgenossenschaftlicher Güte einige Zeilen der Auskunft zukommen zu lassen und die Bemühung zu entschuldigen. Vielleicht geben Sie mir die Gelegenheit Ihnen diese Dienste zu vergelten, wodurch Sie mich nur aufs Neue verbinden würden.
Meine angelegentliche Empfehlung Ihrer verehrten Gattin von
Ihrem ergebenen
Eduard Devrient
Herrn Dr Robert Schumann
Städtischer Musikdirector
in
Düsselsdorf
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