H Dr. Schumann
Lieber Freund,
ich schreibe Ihnen heute in aller Eile nur folgende Geschäftsnotizen.
1.) Die Ouvertüre von Wettig, von der Sie schrieben, wenn sie in Ihren Händen ist, bitte ich mir zu senden, u mir die Adresse des Vrfs. anzugeben. Wir machen in jedem Concert eine Neuigkeit.
2.) Von meinen Musikalien sind noch bei Ihnen zurück: 1 Band von Rochlitz Sammlung; Claris Psalm, Partitur u Stimmen,u Palestrina: exaudi nos u lauda anima, in Stimmen.
3.) Es wäre sehr hübsch, wenn die Tittel eine Arie aus Ihrer Genovefa singen könnte; haben Sie dazu Lust u haben Sie für diesen Fall noch eine Partitur, wenigstens der Arie? (Sie könnte vielleicht auch für unsere Rechnung abgeschrieben werden?)
Eben sehe ich in Ihrem letzten Schreiben, daß Sie die Ouvertüre von Wettig nicht in Händen haben, sondern ihm schreiben wollen. Bitte dabei ihm zugleich zu schreiben, daß er die Stimmen mitschickt,u sobald als möglich.
Der lange Artikel von Gathy erklärt sich daraus, daß ich ihn von Anfang an nicht vollständig in Händen hatte. Es sollte noch ein zweiter ähnlicher, wie der erste kommen; später aber hörte das Ding gar nicht auf. So wird man bei größter Vorsicht manch’ Mal geleimt. Ebenso war es mit der Feuilletonnotiz, welche Gollmick eingesendet hatte.
Das erste Concert der Euterpe war glänzend, sehr zahlreich u von einem gewählten Publicum besucht; die Orchestersachen gingen sehr gut; weniger befriedigte die Tittel, insbesondere auch in ihrer äußeren Erscheinung, wo sie sich – unter uns gesagt – eine Menge Kleinstädtereien abgewöhnen muß. Sie war überaus ängstlich, einmal so, daß sie nicht weiter singen wollte.
Ihrer Ankunft sehen wir also im Januar entgegen.
Freundschaftliche Grüße
von Ihrem
Brendel
den 23ten Novemb. 49.
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