Geehrtester Freund,
der Ueberbringer ist H Louis Ehlert, der Ihnen wohl noch von früher als eins der tüchtigeren Talente bekannt ist.
Ich freue mich, etwas über Faust zu schreiben, wie mich denn überhaupt der Gegenstand lebhaft interessirt. Noch aber haben Sie nicht gesagt, wo? Ich dachte in der Zeitschrift u dann einen Auszug daraus im Tageblatt.
Wenn Sie zur Tonkünstlerversammlung kämen, würden Sie mir einen Gefallen thun; es ist damit gar nicht gesagt, daß Sie Reden halten sollen, Sie brauchten ja nur an den Besprechungen Antheil zu nehmen. Hiller hat auch zugesagt. Ich mögte aber, sobald ich wieder Etwas in der Zeitschrift mittheile, zugleich sagen, daß Sie zugesagt haben. Es kommt darauf an, daß die Sache das Erste Mal nicht gar zu sehr als Anfang u Versuch auftritt. Ich weiß nicht, ob ich mich irre, aber mir scheint es, daß Etwas daraus werden könnte. Wissen Sie näheres über den Wiener Korrespondenten zu sagen? – Er ist noch der alte – ich habe immer Etwas auf ihn gehalten. Vor einiger Zeit ließ mir Kunt sagen, ich solle ihn herschaffen. Hätte es ein anderer gesagt, so würde ich gar nichts darauf geben. Kunt aber ist einer der besten Leute in Wien.
Ich habe einige formelle Aenderungen bei der Zeitschrift im Sinn. Die alten Lettern sind stumpf geworden. Es müssen neue gewählt werden. Alle rathen mir zu lateinischen Lettern. Ich habe Lust dazu. Was meinen Sie? Krit. Anzeiger u Intelligenzblatt soll mit der Zeitschrift verbunden werden, u sonach wöchentlich 1 1/2 Bogen erscheinen. Krit. Anz. u Intelligenzblatt jede Woche. Ich halte dieß für eine wesentliche Verbesserung. Ueber Ihre Vorschläge bei der Tonkünstler Versammlung würde es mir lieb sein, bald Etwas Vorläufiges zu erfahren.
Sind Sie nicht zu sehr von Arbeiten in Anspruch genommen, so bitte ich um einige baldige Zeilen Antwort, hauptsächlich der lateinischen Lettern u des Wiener Korrespondenten wegen.
Freundschaftliche Grüße
von Ihrem
Brendel.
Leipzig den 15ten Mai.
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