Dresden, den 17. März 1830
Meine Geliebte,
Es ist nicht möglich, daß deine Briefe liebenswürdiger sein können, als Du selbst – darum melde ich Dir ganz kurz, daß Clara über eine Stunde vor der Fr. von Lüttichau (der größten und feinsten Kennerin in Dresden) gespielt hat, darin liegt das Weitere. Da ich verzagter Haase nun noch nichts sagte, so war er so gnädig und bot mir seine Dienste an. Kurz – Empfehlungen an die Berliner und Wiener Höfe von dem hiesigen Hofe – Spiel vor der ganzen Königl. Familie ppp, doch wie ihr schon wissen werdet, der König ist krank – gestern noch kränker geworden, das Hofkonzert ist abgesagt – Clara nach der Messe nach Kissnitz beschieden und wir können nun in 6 Tagen abreisen, aber bis dahin gehen noch die Einladungen, und da das Wetter jetzt so schön wird, so möchte ich mich nicht gern mit der Abreise übereilen. Morgen Abend spielt sie bei dem Hofrat Carus wieder zum 2. Mal, wo große Fête ist – Freitag bei dem Baron von Miltitz pp.
Heute Mittag ist sie wieder bei Kaskels. Man findet sie zu liebenswürdig – sie ist bei all der ungeheueren Auszeichnung noch die Alte, einfach, natürlich entwickelt mit gutem Verstand und Phantasie, ist wild dabei, aber nobel und anständig. Es circulieren bereits viele Anecdoten von hier, die wirklich allerliebst sind, ich kann sie daher allein in die vornehmsten Familien gehen lassen.
Eiligst
der deinige
Fr. Wieck
1000 Grüße. Was aus Bischofswerda wird, weiß ich nicht
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