23.01.2024

Briefe



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ID: 26263
Geschrieben am: Dienstag 01.07.1890
 

1.7.1890, London
Das Concert war wie ein böser Traum, ich habe lange nicht so wenig Freude am Singen gehabt wie unter der Direktion dieses Cowen und als es endlich aus war hatte ich direkt Katzenjammer (...) Den Sonntag Nachmittag beschloß ich Fr. Broicher zu besuchen und theilte dies Fr. Deneke mit, die sofort einen Wagen kommen ließ und mitfuhr. Wir trafen die ganze Familie im Garten und sie war sehr freundlich und herzlich und sagte sofort ich sollte nicht glauben daß sie mich vergessen hätte oder meinen Auftrag wegen Dir aber sie wäre so unwohl gewesen die ganzen zwei Monate daß sie nichts thuen konnte. Fr. Deneke spielte sofort Tennis mit und ich war fast die ganze Zeit mit ihr und ihrem Broicher in lebhaftem Gespräch natürlich konnte ich nichts berühren von meinen Fragen und freute mich nur sie wiederzusehen. Sie lud mich sofort für Freitag Abend ein und will mich schon 5 1/2 Uhr bei Rommel abholen, dies giebt Aussicht auf 1 1/2 Stunden ehe die Dinirgäste kommen. (...) Ich bin theilweise beruhigt und theilweise unbefriedigt so wie so werde ich jetzt die Dinge zur Sprache bringen. (...) Nun zu Dir mein Genchen, auch Du hast Herzweh! es ist doch zu schlimm daß man nicht oberflächlicher ist darin. Ich wußte aber nicht daß diese Schülerin ganz abginge nach diesem Cours. Hast Du eine Fotografie? ist sie hübsch? und gescheut? lebt sie in England? oder gar London? Wer Dir sehr gefallen würde hier ist Gertrude Joachim, das ist ein zu lieber Kerl. (...)
Wie sagt Göthe
Manch Auge lacht mir freundlich zu
und beut mir Frieden Lieb und Freude
und dennoch eil ich ohne Müh
Zurück zu meinem Leide.
Goethe sagt das gar nicht, sondern ein ganz unbekannter Dichter und Schubert singt es.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s. 980/10-11
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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