23.01.2024

Briefe



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ID: 26239
Geschrieben am: Dienstag 25.03.1890
 

25.3.1890, London
Ich muß Dir doch die Beschreibung von Sonntag senden, es war so sehr nett. Um 10 Uhr kam ich hin (geholt von Joachims Wagen) und da war es noch leer, es füllte sich aber bald sehr und schließlich war Alles da was auf Berühmtheit Anspruch machen konnte. Gegen elf fing Joachim an mit Piatti und Zimmermann das Horn-trio. Dann sang ich meine zwei Lieder: »Oh ihr Herren!« und »Ihre Stimme«. Beide sollte ich wiederholen, that es aber nicht weil noch viel kam. Dann spielte Piatti, dann sang ich Brahms. »Meine Lieder« und »Dein blaues Auge«, wieder mit großem Beifall und endlich spielte Joachim ganz herrlich die »Fantasie« von Schumann für Violine. Davies begleitete und die Herren.
Joachim ist ganz reizend zu mir, als er mich begrüßte den Abend sagte er »ich freue mich nicht nur daß Sie singen und da sind, sondern ich freue mich daß Sie so freundlich und glücklich aussehen« und dabei drückte er mir beide Hände. Nun zur Gesellschaft Mrs Stanford machte mir geradezu die Cur, sie kam immer wieder zu mir. Die Damen im Joachimschen Hause sind besonders liebenswürdig. Wer mir ganz und gar mißfällt ist Tadema, der sah entschieden betrunken aus, und ist ein unverschämter Bauer. So ein Maler untersteht sich alles, wie der den Damen nahe kommt ist unerhört. Sogar mir rückte er so nahe ohne sich aber etwa vorstellen zu lassen, ich begegnete seinem Blick aber so
unzweideutig daß er sich wieder zurückzog. Ich bin von allen Seiten eingeladen worden und werde wol tüchtig dran müssen.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s. 980/8-10
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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