23.01.2024

Briefe



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ID: 26224
Geschrieben am: Donnerstag 23.01.1890
 

23.1.1890, London
Nun zu meinem Programe <Ers>tens. In England sind alle meine Lieder unbekannt <Zwei>tens. Muß ich sobald ich Concertgeber bin drei Lieder singen d.h. wenigstens 6 in einem Concerte. «Dri»tens. Die heftigsten Brahmse sind für das englische Publikum vergeudetes Pulver, das habe ich zur Genüge erfahren und zwar weil sie in der fremden Sprache nicht folgen können, wo aber eine schöne Melodie dominirt da finden sie sich zurecht. Dasselbe gilt von den Schumannliedern. Ich habe nur Mühe die Übersetzung der »stillen Thränen «zu bekommen das Ständchen «Komm in die stille Nacht« ist sehr gut übersetzt und gefällt jedesmal wenn ich es singe und Mamas Lied, vereinigt alles was ich von einem Schlußlied verlange, auch dieses Lied endet ruhiger. Nun kommt das <zwei>te Concert, da habe ich selbst an »In questa tomba« gezweifelt, allein je öfter ich es singe, und ich studire jeden Tag daran, gefällt es mir besser und es läßt sich so sehr viel damit machen. Die Schubert-Lieder sind allerdings unbekannt aber weniger als von allen anderen deutschen Componisten. Den »Einsame« hat die Spies vergangenes Jahr gesungen und es hat sehr gefallen. »Nacht und Träume« ist eine wahre Perle und »auf dem Wasser zu singen« ist Linschens und mein Bravourstück dies Jahr. Ich ändere also noch nichts an meinem Programm sieh es Dir nochmal an und sage mir ob ich nicht Recht habe.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s. 980/6-11
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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