17.1.1890, London
Heute ist mein englischer Geburtstag, denn gerade vor einem Jahr bin ich hier angelangt und da muß ich Dir doch schreiben an dem Tage. Ich habe Dir recht dumme Briefe geschrieben letztlich und das thut mir sehr leid. Ich war ohnehin so tintenscheu wie nur möglich und dies sollte mir eine Warnung sein überhaupt nicht zu schreiben auch Dir nicht. Nun ist der Zustand wieder einmal überstanden (wie Du schon aus dem Klexen sehen kannst) und ich sehe wieder vergnügter in die Welt. Gestern bekam ich ein sehr gutes Engagement für Brahms Requiem Bach-Verein in London am 10. Mai. Stanford dirigirt, und mit dem Bachverein in Verbindung zu treten ist mir sehr wichtig. Die theuren Annoncen unserer Concerte in allen Zeitungen tragen bereits Früchte, die unbemittelten Collegen und Söhne von deutschen Musikdirektoren beehren uns mit Besuchen und gestern bekam ich auch einen Brief aus Edinburg worin mich eine Dame um Singstunden fragt im März. Ich lege Dir hier ein Programm bei. Sage mir was Du etwa dagegen einzuwenden hast aber telegrafiere nicht, ich bin selbst noch nicht sicher daß ich ganz dabei bleibe. z.B. die Beethovenlieder passen mir nicht alle drei! d.h. das zweite will ich wahrscheinlich ändern.
Vielen Dank noch für die Bilanz die Du gesandt, es ist alles richtig und bin ich höchst zufrieden mit Deinem Management ich hoffe auch wirklich bald wieder recht flott zu sein wenn ich auch augenblicklich in einer Enge bin. Du weißt wie sehr ich gleich gedrückt bin wenn es mir an Geld fehlt und ist dies in einer Stadt wie London ein ganz unerträglicher Zustand. Ich gehe diesen Morgen nach
Addison Road und bleibe bis morgen Abend, wir gehen in die Pantomime und wollen morgen und den Abend probiren.
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