4.10.1889, London
Mit Deinem erhielt ich auch einen Brief von Mama aus dem ich ersehe daß das Gebäude meiner Schuld nun bald fertig ist und unumstößlich feststeht, es liegt mir leider nicht daran, dagegen anzu gehen und ich hoffe bald ganz und gar fertig zu sein mit allem und jedem. Die augenblickliche Auffassung scheint Mama sehr zu beruhigen und mehr verlange ich nicht. Da Du es leidlich hast, und dies wird ja auch mit jedem Tage besser, so wollen wir zufrieden sein. Im ersten Momente dachte ich ich müßte antworten aber es hat keinen Zweck. Ich sende Dir den Brief mit, Dir erscheint er vielleicht nicht so kränkend wie mir, aber ich hatte genau dieselbe Empfindung wie bei jener ersten und einzigen Unterredung und da es mir nun gar als undankbar ausgelegt wird daß ich die Erlaubniß Dich ab und zu besuchen zu dürfen mit Stillschweigen überging, wie alle anderen Dinge, zeigt mir doch wieder daß bis auf den Heutigen Tag mir nicht erlaubt wird irgendwelche Empfindung, oder gar Ehrgefühl zu haben, gerade diese wiederholte und betonte Aufforderung Dich zu besuchen hat mich mir selbst schwören machen, Mama's Haus in meinem Leben nicht wieder zu betreten. Dies ist aber, so viel ich weiß, keine Bethätigung einer Feindseligkeit und nur der natürliche Rückschlag gegenüber einer derartigen Zumuthung. Das war ein schönes Jahr! Ich hatte gerade gestern meine Bücher abgeschlossen ich hatte 29 Concerte von Oktober 88 ab eine baare Einnahme von 7000 Mark und doch ein Deficit von 1200 Mark und noch 500 Mark Schulden. (...) Das soll nun besser kommen, aber ich muß große Anstrengungen machen und habe guten Muth. Doch wird es mir oft siedend heiß wenn ich denke daß ich 39 Jahre alt bin und wieder so von neuem anfangen muß. Ich erwache wieder jeden Morgen 3 od 4 Uhr und dann geht die Qual los.
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