23.01.2024

Briefe



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ID: 26171
Geschrieben am: Donnerstag 30.05.1889
 

30.5.1889, London
Heute kann ich wieder gute Nachricht geben, ich war bei Vert und er sagt mir daß ich 10 Guinean per Concert bekomme bei Richter. Das ist mir sehr lieb wie Du leicht denken kannst. Nun muß ich Dir einige Fragen beantworten. Sir George Grove war wol bei Oliverson und war in einer Weise entzückt über mein Singen daß ich es nicht recht glauben konnte, er hatte sich eine Reihe Schubert Lieder, seine besondere Lieblinge, ausgesucht, die ich ihm alle sang. Nun hat er Mrs. O<liverson> gesagt daß wenn er nochmal so glücklich sein sollte mich singen zu machen, er sich bereits eine ganze Liste Lieder notirt hätte die ich ihm singen müßte, dies Fest findet nun nächste Woche statt. Unsere
Sommerreise ist die zweite Frage die ich Dir beantworten muß. Ich glaube wirklich daß wir alle Zeit haben uns in Basel zu berathen darüber. Ich werde kaum irgend welches Geld übrig haben für die Ferien, muß aber doch 6 Hundert Mark dafür haben also ist es mir ganz gleich wo wir die verzehren.
Gestern war musikalischer Nachmittag bei der Davies. Ich sollte mit der Spies Duette singen und wollte das auch aber die Sp<ies> kam nicht und ich sang allein. »Dein Angesicht«. »Mondnacht« und Schubert »rauschendes Bächlein«. (Letzteres habe ich mit der Davies so gut zusammen geübt, daß ich es immer mit ihr singe.) Es waren gegen 20 Damen da und der einzige Mr. Hipkins. Die Davies spielte natürlich auch. Fr. Joachim war in höchster Liebenswürdigkeit und lud mich dringend ein, sie zu besuchen. Was ich natürlich sehr bald thun werde. Miß Sandmann war da. Endlich war da Liza mit Mutter; die Beiden machten aber ein derartiges Gethue über mein Singen, daß ich es ihnen gewiß
nicht glaube. Liza allein das ging noch, aber die Mutter, ich glaube die ist sehr falsch.
Meine nächste Zeit wird sehr bewegt. Sonntag zwei Proben und Lunsch bei Lady Goldsmid, sie hat Deinen Brief bekommen. Montag Richter Concert mit Miß Wild. (als Begleitung und Belohnung für ihre Hilfe ich gebe ihr auch einen Platz wenn ich singe). Die Spieß singt »Che farò« und Lieder. Dienstag Abend Musik bei Oliverson, Probe für Lady Thompson und singen für Sir George. Mittwoch Orchesterprobe Philharmonie. Dienstag 3 Uhr »Zigeuner«, 8 1/2 »Oberon«. Die Lieder habe ich nicht ändern können habe Richter gefragt, er fand die Wahl sehr gut. Am Samstag vor Pfingsten gehe ich Abends zu Rommel und bleibe die Feiertage da bis Dienstag früh. Am 11. ist Musik bei Lady Thompson am 15ten bei Shakespeare, am 17. »Walküre«. Das ist herrlich, so habe ich es gern. Da wird der Juni verfliegen wie nichts. (...) Lebwohl mein geliebtes Genchen, ich träume jede Nacht von Dir, ist das nicht brav.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s.: 979/27-17
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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