23.01.2024

Briefe



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ID: 26154
Geschrieben am: Montag 22.04.1889
 

22.4.1889, Frankfurt am Main
Hier fand ich Deine Karte und Brief. Vergnüglich finde ich diese italienische Reise nicht, und daß Du noch zum Überfluß so unwohl bist, geht noch weiter im Vergnügen. Es dauert aber auch nicht lange auf die Art. Sind Deine Zähne jetzt ruhig? Ich möchte Dir gerne von mir erzählen wenn ich etwas wüßte von mir. Dieser unerträgliche Zustand von Betäubung (wohl naturgemäß nach einem solchen Schlag vor den Kopf) läßt gewiß erst nach, wenn ich in London eintreffe (...) Mein Weggang in Frankfurt macht mir eigentlich keinen Kummer, ich strebe vielmehr fortzukommen, auch die leeren Wände machen mir keinen Eindruck. Ich haße die letzten Wochen, die ich in diesen Räumen verlebt habe und werde mich nie wieder in meinem ganzen Leben in eine solche Lage begeben. (...) Mein Silber ist in und unter dem untersten Schubfache meines Küchenschrankes, also verkaufe mir den nicht für 10 Mark mit all meinem Silber im Bauche. (…)
Was soll ich Dir noch schreiben mein Genchen, ich bin nicht angeregt und fühle nur Eines mit Bestimmtheit daß wir Beide trotz alle und alledem doch zusammen gehören und daß kein Schatten zwischen uns kommen kann. Bald wird es Juli sein und so wollen wir uns in jedem Jahre ein Ziel stecken und nichts dazwischen treten laßen. Laß mir nur noch kurze Zeit dann werde ich Dir mit meinen Briefen beweisen können daß ich Muth habe und Dir davon mittheilen kann. Sprich doch
mit Lisl und Heinrich, sie wißen schon lange, von meiner schiefen Lage.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s.: 979/26-8
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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