23.01.2024

Briefe



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ID: 26140
Geschrieben am: Donnerstag 28.02.1889
 

28.2.<1880>, London
Gestern war ich im Geschäft bei Chappell weil ich Noten brauchte. (...) Der saß aber im Hintergrund und rührte sich nicht. (...) Ich laufe doch dem Chappell nicht nach, und wenn er mir was zu sagen hatte so konnte er schon zu mir kommen. Was soll mir denn auch die Singerei ohne Honorar (…) Jetzt habe ich meine Erfolge und die Kerle waren alle da, so auch Chappell gestern ganz vorne und starrte mich nur so an. Geld brauche ich gar keines, habe immer noch von Liverpool obwohl ich eine Gelegenheit warnahm Mrs O. einen Theekessel zu schenken, auf eisernem Gestell mit Kupferkessel, 3
Guineen. Ich bringe Dir aber doch 200 Mark und 20 ₤ mit nach Hause wenn nicht noch etwas dazu kommt. (...)
Beiliegend ein Brief von Henschel. Ich hatte heute ein langes Gespräch mit Betty sie sagte mir sie habe Dir über ihr Gespräch mit Frau Pauer geschrieben. Mir ist vor Wochen von Sir George Grove, eine direkte Anfrage gemacht worden und ich möchte nicht daß sich die Frauenzimmer da hineinmischten, ich wußte vom ersten Tage hier daß sie dort einen Gesangslehrer brauchen aber sie
wollen keine Frau und dieser Umstand allein will ich überwinden und nicht durch Dazwischenkunft anderer Frauen. (...) Im übrigen fühle ich mich so wohl wie lange nicht. Meine Stimme ist so schön und wird gar nicht müde und ich habe gar keine Emotion wenn ich singe, freue mich auf jeden Takt. Hättest Du nur auch ein bischen Zutrauen, Du hast immer die mißhandelte Fillu vor Augen. Ich bin aber ganz frei und kein Schatten fällt auf meinen Weg. Einbildung schwellt mich aber auch nicht auf, ich thue meine Arbeit wie andere auch und niemand quält mich mit Zweifeln, mehr verlange ich nicht.
Natürlich gehe ich nach Ostern hierher zurück und zweifle keinen Augenblick daß ich sehr gut durchkomme.
Mr. Burnand glaubt nicht daß Mama ausbleibt dies Jahr und meint, Du kommst auch mit: Das wird sich wohl erst nach Berlin entscheiden. Hier im Hause ist es ganz ausgezeichnet angenehm, Mrs. Oliverson hat gleich Glück gehabt mit dem Mädchen, man ist ausgezeichnet bedient. Die Kost ist ganz so wie ich sie brauche, ich bin immer wohl und habe zu jeder Mahlzeit Hunger. (...)
Du schreibst mir nicht wie Du Deine Tage verbringst, bist Du viel allein.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s.: 979/24-17
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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