23.1.1879, Frankfurt am Main
In Büdesheim war es, wie es mir so oft unter neuen Menschen ergeht, ich wurde täglich angeregter und die Stimmung steigerte sich bis zur tollsten Lustigkeit. Frau Berna behauptet in Jahren nicht so gelacht zu haben wie in diesen drei Tagen, mein Englisch und mein sonstiges Treiben, brachte die ganze Frauenwelt immer wieder in heitere Stimmung, Hofnarr wäre gewiß ein Amt für mich Wir
waren gesanglich sehr fleißig täglich zweimal studirten wir tüchtig, ich habe die Sachen sehr fest angepackt.
(...) Betty ist überhaupt ganz so geblieben wie wir sie kennen, sie verfolgt Fr B<erna> mit Zärtlichkeiten und plumpen Complimenten, wird allemal zurückgewiesen und fühlt dies nimmermehr, spricht nur per wir, und unser; von all den Bekannten und Freunden des Hauses als ob sie schon Jahrzehnte da wäre kurz durch und durch tactlos. Ich finde daß Fr. B.<erna> sehr viel
Nachsicht und Geduld hat, ich hätte sie nicht. Gestern nach Tisch kriegte ich die Pony eingespannt und fuhr mit der jungen Leißler, die mir sehr gefällt, sie hat so ein gutes Kindergesicht, zwei Stunden bei herrlichem Wetter spazieren. Die Pferdchen sind zu nett und so viel stärker als die Habrowaner, es war zu lustig, ich hatte die Zügel und die guten Lämmer gingen ganz wie sie wollten, nur wenn sie aus Übermuth über die Stränge springen wollten folgte ich Bouton's Rath, sie etwas schärfer zu halten. Wir kamen dabei unter Zigeuner die sehr zudringlich wurden, es war aber sehr romantisch. (...) Die »Armida« geht, die »Fantasie« habe ich mir für Leipzig aufgespart die lasse ich mir von
Herzogenberg einstudiren und »schön Ellen« von Dir am 1. Februar mein Engel.
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