2.5.1878, Leipzig
Gestern waren wir im »Rheingold«, wir rüsteten uns mit Geduld und Fleischbrödchen hielten aber trotz der entsetzlichsten musikalischen Oede gut aus, die Dekoration leistet unerhörte Dinge. Die Rheinnixen schwimmen so unglaublich schön, daß man gar nicht mehr an Dekorationen denkt. Die musikalischen Ereigniße sind oft furchtbar, man dehnt und windet sich unter dem Drucke der
endlosen Melodien, dann leuchtet mal ein Blitz von Wohlklang der in dem Chaos sehr gut wirkt. wir sahen uns immer wieder lachend an, der Gedanke an den heutigen Abend war uns aber fast peinlich. Das Theater ist ganz gefüllt der Beifall aber sehr gering. Ich bin ganz Stabreim das Textbuch mit seinem schönen Inhalt lese ich immerzu denn man findet sich sonst gar nicht zurecht. (...) Gestern sang ich dem armen Hollstein vor, er sieht elend aus ist aber geistig ganz frisch und spricht über alle möglichen Dinge, doch scheint er rettungslos verloren.
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