23.01.2024

Briefe



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ID: 25906
Geschrieben am: Samstag 17.04.1875
 

17.4.1875, s.l.
Sei so gut und sende mir etwas Geistesnahrung, denn ich liege ganz darnieder und fühle mich durch meinen unnachgiebigen Hals recht gelangweilt. Ich lausche mit gespannter Aufmerksamkeit den Schritten die sich meiner Thür nähern und habe mich schon ein paar Mal über Dein Kommen freuen zu müßen geglaubt, aber derartiger Zeitvertrieb ist aufregend und ich will ihn nicht fortsetzen. Mein Hals ist viel schlechter, eine sehr fatale Heiserkeit verschleiert den noblen Klang meines Sprechorganes und ein heftiger Husten bringt zuweilen Abwechslung in mein theilnamloses Hingestrecktsein. (…)
Ich mußte an Schulze schreiben diesen Morgen und höre nun seine weisen Reden darüber, daß Leute die immer krank sind doch für den Saul u.s.w. nicht zu brauchen sind, als gute Hochschülerin verachte ich mich daher selbst.
Wenn Du hierinn vielleicht Humor oder Ironie suchst so bitte ich Dich überzeuge Dich selbst von meinem Zustande, denn obwohl ich Dir auf der Kehrseite dieses Blattes abrathe so wendet sich doch das Blatt dahin, daß ich selbst nicht genügend Vorrath an Urtheilskraft besitze um darüber zu entscheiden und peinliche Ungewißheit über meinen Seelenzustand meiner physichen Heilung hinderlich ist. (…) Auf der dritten Seite angelangt bitte ich ganz offen, liebes Genchen komm nur auf einen Augenblick zu mir, gehe aber die Treppe nicht zu rasch herauf!

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort:
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn,s.979/1-4
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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