Liebes Fräulein.
Nicht herzlich genug kann ich Ihnen danken daß Sie mir so freundlich, ausführlich schrieben. Zum Glück war denn ja auch, was Sie schreiben, durchaus geeignet zu beruhigen u. einstweilen zu erfreuen. Nun laßen Sie mich aber vor Allem sagen daß Ihr Brief mehr war als ich erwartete u. daß ich dieselbe dankbare |2| Freude haben werde wenn Sie gelegentlich nur mit zwei Worten auf einer Corr-Karte melden – hoffentlich immer daß es besser geht!
Ich denke mit innigster Theilnahme wie schwere Tage Sie verlebt haben. Desto befreiender u. erquickender mag Ihnen jetzt die Empfindung sein, daß das Schlimmste überstanden ist, daß Sie u. wie Viele mit Ihnen sich der Hoffnung hingeben dürfen, <die>Allen ┌die┐ herrliche, einzige Frau u. sich |3| die beste Mutter erhalten zu sehen.
Daß die beiden so innig verbundenen Herzogenbergs sich trennen mußten, ging auch mir sehr nahe. Doch will es mir grade in diesem Fall, aus mehreren Gründen, tröstlich erscheinen daß nicht sie ihm nachsieht!
Unter den zahllosen, herzlichsten Grüßen, die Sie Ihrer höchst verehrten Mutter zu sagen haben, laßen Sie auch den meinen einfließen, der aus tiefster Seele kommt.
|4| Eben, da ich mit m. wiederholten Dank schließen will, kommt Ihre neue Nachricht, die mich so frei u. heiter aufathmen läßt wie es nur jetzt möglich ist.
Möge es so voran gehen u. Sie bald Pläne machen, in welcher himmlischen Landschaft Sie völlige Genesung erleben wollen.
Wie gut daß Sie sich <wei> bereits weiter umgesehen haben!!
Ihr
herzlich ergebener
J. Brahms.
[Umschlag]
Fräulein
Eugenie Schumann.
Frankfurt am Main
32 Myliusstrasse
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