23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 25850
Geschrieben am: Montag 01.07.1878
 

Liebes Fräulein Eugenie,
Da kann ich nun nicht helfen, bis zum Herbst hat es nicht Zeit u. wenn Sie gleich höchst schnöde jegliche diplomatische Beziehung abzubrechen scheinen u. sich auf ein höchstes Gebirge zurückziehen – ich versuche Sie zu finden u. Ihnen die werthvollen Dokumente mütterlichen Fleißes in die Hände zu schmuggeln.
Nun bitte, thun Sie mir den Gefallen u. schicken Sie sie Ihrer Mutter. Wenn Sie sie in Berlin gefunden hätten wäre es ja auch Unrecht sie so in der Wildniß mit herum zu schleppen. Dann laßen Sie sich schreiben u. schreiben gar mir |2| was Ihre Mutter in Briefen für ein Gesicht macht.
Jedenfalls aber hätten Sie mir doch überhaupt schreiben können wo Sie sommerfrischen! Ich denke doch bisweilen spazieren zu gehen im oesterreichischen Gebirge u. da wäre es schade wenn ich so an Ihnen u. Ihren 2ten u. übrigen Theilen vorüber ginge.
Für Ihr freundliches Lob meinen besten Dank. So was hört Unsereiner gar gern u. läßt sogar dafür einen sonst geschätzten Collegen (diesmal Ritter Gluck) etwas herunterputzen.
Da ich hoffen muß u. möchte, nächstens weiter schreiben zu dürfen so empfehle ich mich für Heute Ihnen u. gedachten weiteren Theilen herzlichst
als Ihr ergebener
J. Brahms
Pörtschach am See
Kärnten.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Pörtschach
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1453f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch: 11494–A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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