23.01.2024

Briefe



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ID: 23312
Geschrieben am: Samstag 29.05.1886
 

Frankfurt, den 29. Mai 1886.
Lieber Johannes,
diesen Morgen empfing ich Deine Karte und bin sehr erfreut, daß Du einen so schönen Ort gefunden hast. Ich kenne nur den Thunersee, von seiner Umgebung aber nichts. So gern ich nun ein wenig plauderte, so muß ich Dich, sehr wieder meinen Willen, gleich noch ’mal bemühen wegen meinen Op. 13 und 14. Ich sitze damit so in der Klemme, daß ich mir nicht zu helfen weiß. Die erste Ausgabe von Op. 13 habe ich, die zweite aber können wir nirgends finden; in der ersten war der Titel „Symphonische Etüden“, in der zweiten nach Vorlage der Schumann-Ausgabe, die ich allerdings vor mir habe: Études en forme de Variations (übersetzt mit: Etüden in Form von Variationen), ist das richtig? Härtels haben sich bereit erklärt, die dritte Ausgabe von Op. 13 und 14 zur instruktiven Ausgabe zu benutzen, und mir diese nun als Vorlagen geschickt. Ich habe nun gedacht, ob es nicht besser wäre, der Einfachheit halber, die Benennungen nach erster Ausgabe, also nur Etüde I, II, III etc. etc. zu nennen, gar nicht Variationen, oder wie Du es vorschlägst, Variationen (klein unter Etüde), dann aber wohl die Variationen fortlaufend nach der Nummer? Es kämen dann 2 Variationen mehr heraus. Härtels schreiben ferner, daß sie das Vorwort von D. A. S. nicht benutzen dürfen, dieses zu tun, wäre aber auch gar nicht nach meinem Sinne, da es ja zumeist kritische Erläuterungen sind (in bezug auf Op. 14). Härtels verlangen ein anderes Vorwort, ich meine aber, es genügte eine Anmerkung unten auf der ersten Seite, worin ich einfach sagte, daß Sch. später eine zweite Ausgabe unter dem Titel Études en forme de Variations veröffentlicht hätte etc. etc. Bist Du nun dafür, daß ich wie D. A. S. die zweite Ausgabe in großen Noten, die erste (Abweichungen) in kleinen Noten drucken lasse? Die sonstigen Anmerkungen auf den verschiedenen Seiten, die doch wohl nötig sind, werde ich dann etwas anders setzen – fehlen dürfen sie wohl nicht. Bitte, antworte mir gleich per Karte kurz und bündig. Ich möchte die Arbeit im Laufe des Juni vollenden, denn im Bade, wohin ich Ende Juni gehe, darf ich nichts arbeiten. Tue mir die Liebe umgehender Antwort, und nimm den Dank im voraus
◊1Deiner alten
Clara.
[Umschlag]
Herrn Dr
Johannes Brahms.
Hofstetten, bei Thun.
Schweiz.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Thun
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1744ff.

  Standort/Quelle:*) Umschlag: A-Wst: 55746,48b
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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