Frankfurt, den 26. März 1883.
Lieber Johannes,
Du rüstest nun wohl schon wieder für den neuen Triumphzug, und da muß ich doch noch einen Gruß nach Wien senden. Ich bin erst vor wenig Tagen von Leipzig zurückgekehrt und hatte schöne Tage dort, besonders einige recht trauliche Stunden mit den lieben Herzogenbergs, von denen ich zu meiner Freude hörte, daß Du sie neulich besucht hast.
Zunächst freue ich mich nun auf Wiesbaden, wohin wir jedenfalls kommen. Friedchen schreibt entzückt von ihrer Aussicht auf den 6. – überall freudiges Erwarten, das muß doch ein behagliches Gefühl für Dich sein.
Wie schade ist es, daß Du in Köln Dein Parzenlied nicht aufführen kannst – freilich wohl zu bitter wäre es für Hiller, der mir ’mal sehr betrübt darüber schrieb, daß, da Du es auch komponiert habest, das seinige begraben sei. Ich schrieb Dir nicht darüber, weil es mir leid tat, obgleich diese Komposition zu seinen besten zählt.
Scholz ist nun diese Woche den Schülern als Direktor vorgestellt worden und hat einen allgemein guten Eindruck gemacht. Ich hoffe, es wird alles gut gehen, wenn nur Eines ihm und uns keine Streiche spielt! –
Also, auf baldiges Wiedersehen, nicht wahr? Wir hören wohl etwas vorher, wann Du kommst, weil unser Fremdenzimmer jetzt öfter besetzt ist, und ich es doch gern für Dich freihielte.
Herzliche Grüße von
Deiner alten
Clara.
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