Frankfurt a./M., den 5. Mai 1882.
Lieber Johannes,
was mich heute vor allem zu Dir führt, weißt Du – es sind die herzlichsten Glückwünsche zum 7. Möge Dir das neue Jahr, wie das vergangene, recht viel des Erfreulichen bringen, auch uns andern Menschen durch Deine Kunst immer Neues, Herrliches gespendet werden – ich denke, dieser Wunsch ist erlaubter Egoismus . . . .
Anna Franz hat mich mit einer kleinen Gipsstatue von Beethoven überrascht – ich finde den Ausdruck wunderschön. Solltest Du sie sehen, so danke einstweilen von mir – ich schreibe nächster Tage jedenfalls.
Was muß nur mit Wüllner sein? Alwin schreibt mir, er sei sehr krank. Man habe ihm Ungerechtigkeiten zugefügt, wolle Schuch über ihn stellen im Amt. Weißt Du davon? So ist es denn doch wohl so, daß ihn seine unglückliche Theaterpassion ruiniert? Ich habe neulich ’mal seine Statuten der Schule gelesen und finde sie vortrefflich. Ich glaube, man geht sehr damit um, hier vieles danach zu verändern.
Siehst Du die arme Frau Faber, grüße sie doch und sage ihr von meiner herzlichen Teilnahme.
Bald hoffe ich zu hören, wo Du weilst – es ist mir so unbehaglich, wenn ich meine Gedanken an Dich nicht zu richten weiß.
So denn glückliche Reise! Ich denke doch, Deine nächste Nachricht aus Ischl zu erhalten.
Die Kinder senden ihre herzlichsten Wünsche.
In alter Treue
Deine
Clara.
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