Frankfurt a./M., den 19. November 1881.
Da muß ich nun schriftlich meine Grüße senden, wo ich so sehnsuchtsvoll mich selbst hinzaubern möchte. Ach ja, lieber Johannes, wie gern käme ich die nächsten Tage, aber das Reisen im Winter hat für mich jetzt doch seine Schwierigkeiten, besonders wegen des Risikos für meinen Rheumatismus, ich muß mich deshalb auf die Reisen, die meine künstlerischen Verpflichtungen erheischen, beschränken. Aber, es tut mir hier sehr, sehr leid, schmerzt mich wahrhaft, denn, wird auch der Körper mit dem Alter schwächer, meine Begeisterung für Deine Bestrebungen und Schöpfungen wird es nie, und welch eine Herzensfreude ist es dann noch so besonders, erlebt man die Anerkennung, die Dir wird. So habe ich denn die neuen Berichte mit größter Freude gelesen, besonders den von Max Schütz, der so warm und feinsinnig ist. Du schreibst, ich möchte es lesen, „wenn ich möge“ – Du weißt doch, wie gern ich Gutes und Schönes über Dich lese, wie ich sogar wirklich besonders Verständiges und Warmes aufhebe, und kannst doch solche Phrasen machen.
Hier höre ich nun, Du habest Februar zum Spielen vorgeschlagen, das kann ich mir aber gar nicht denken! Willst Du nicht den 6. Januar wählen? Das wäre dann wohl eine Woche nach dem Leipziger Konzert?
Ich höre, in Stuttgart ist nach dem Konzert noch Quartett? Wann ist das? Und wann kommst Du dann hier durch? Wie freue ich mich auf Deine mündlichen Erzählungen über alles!
Und nun addio, lieber Johannes. Mögest Du in all der Musik-Herrlichkeit auch gedenken Deiner
alten
Clara.
|