Schluderbach, den 26. Juli 1880.
Lieber Johannes,
ich will Dir nur mitteilen, daß wir seit 3 Tagen hier sind und die Luft so herrlich finden, daß wir uns, obgleich die Gegend mir weniger für mein sehr gedrücktes Gemüt zusagt, entschlossen haben, zu bleiben. Es ist ja eine wunderbar großartige Natur, aber sehr ernst, aller Lieblichkeit entbehrend. Ich kam sehr angegriffen (wohl von Überarbeitung) hierher, fühle aber den Einfluß der Luft schon wohltätig, auch Volklands sind entzückt davon, und so habe ich mir heute auch schon aus Innsbruck ein Pianino telegraphiert. Du mußt wissen, Schluderbach liegt 4 600 Fuß über der Meeresfläche. Von Hitze leidet man hier nie, das ist schon Wohltat! –
Wärest Du nun wohl so freundlich, uns die bewußte Schule mit gütigem Rate zurückzuschicken? Mit dem Packen hast Du ja wohl nicht viel Umstände, da es nicht ins Ausland ist.
Noch eine Bitte: überlege ’mal mit Franck, ob es nicht gut wäre, daß man im Faust, III. Teil das Stück „Nebelnd um Felsenhöh’“ in den Stimmen, wie in der Partitur, im 2/4-Takt schriebe? Es steht in den Stimmen 6/8-Takt, und Volkland sagt mir, daß der verschiedene Takt beim Einstudieren sehr störend sei, und er meine, es müsse eine Schreibweise sein! Bitte, sage mir gelegentlich ein Wort darüber.
Gestern kam Simrock hier durch – bald kommt er ja nach Ischl. Er bekam hier keinen Platz, ging daher gleich weiter.
Wie geht es Dir, lieber Johannes? Bist Du Dein Ohrenleiden ganz los? Das hörte ich vor allem gern, und so grüße ich Dich mit Marie herzlichst.
Getreu Deine
Clara.
Verzeihe die schlechte Tinte, die immer kleckst.
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