München, den 8. Juli 1880.
Hotel Marienbad.
Lieber Johannes,
heute komme ich wieder einmal mit einem Anliegen als Quälgeist; – obgleich Du immer sagst, wir befolgen Deine Ratschläge nicht, – so befolgen wir sie doch fast immer, und vertraue ich mich heute Deinem Rate. – Ich habe nämlich auf Deinen Rat mir die Czernysche Schule genau angesehn, und finde sie ausgezeichnet. – Wir haben zu verschiedenen Malen schon Übungen daraus ausschreiben lassen, und als ich vorm Jahr in Leipzig war, sprach ich mit Abraham, ob er nicht einen kleinen Auszug von besonders nützlichen Etüden (Fingerübungen) machen lassen wolle. – Natürlich dachte ich nicht entfernt daran, das selbst tun zu wollen. – Nun kommt vor einiger Zeit Kranz aus Hamburg, der auch das Spinasche Geschäft hat, und sagt mir, daß Peters mit ihm darüber gesprochen habe, und daß er sehr gerne eine solche Ausgabe übernehmen würde, wenn er meinen Namen daraufsetzen dürfe. –
Ich sagte ihm, ich wolle versuchen, es zu machen (mir liegt nämlich selbst sehr viel daran, für den Unterricht eine solche Ausgabe zu machen) mit Hilfe Mariens, die sich, da sie sich technisch mit den Schülern noch mehr beschäftigt wie ich, sehr dafür interessiert und bereits eine Auswahl von den Übungen gemacht hat, die sie besonders nützlich glaubt. – Ich möchte nun aber ohne Deinen Rat nicht gern etwas derartiges unternehmen, da ich meinen Namen dazu hergeben soll. – Der Termin, zu welchem Kranz es haben muß, ist Ende Juli, und wollte ich nun fragen, ob Du erlaubst, daß ich Dir die Schule einmal zur Ansicht schicken dürfte. (Ich schicke es Dir unter xband, und Du schickst es mir in Österreich zurück, so daß Du keine Mühe mit der Steuer hast.) –
Stimmst Du mit meiner Idee überein, so sage mir doch zugleich, was Du über das pekuniäre Verhältnis denkst. – Soll ich es umsonst tun, oder soll ich etwas dafür verlangen? –
Die Arbeit ist nämlich recht zeitraubend, und möglicherweise könnte doch Kranz ein Geschäft damit machen. Du bist ja so praktisch in allen solchen Sachen und wirst mir gewiß raten können.
Wenn wir die Sache überhaupt ausführen, so möchten wir gern, daß es zum Herbst erschiene; darum hat es nicht viel Zeit, und ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir bald antworten könntest. Sage mir nur per Karte Deine Antwort, ob Du Zeit hast, es ’mal durchzusehen, hierher unter obiger Adresse. – Vergiß nicht zu schreiben, wie es Dir geht, und sei herzlichst von uns beiden gegrüßt. Eugenie und Fillu schwimmen nun augenblicklich auf der Donau gen Wien zu. –
Deine
Clara.