23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 23231
Geschrieben am: Donnerstag 17.10.1878
 

Frankfurt, den 17. Oktober 1878.
Liebster Johannes,
ich sende Dir heute die bewußte Gavotte, nach der Du neulich frugst – ich bekomme sie doch wohl wieder? Auf Deinen lieben Brief schreibe ich, wenn ich von Leipzig zurückgekehrt. –
Da bist Du dann ja auch wieder in Wien. Ich bin jetzt auf eine Weise in Anspruch genommen, die ganz schrecklich ist, es kommen immer noch so viele Anfragen wegen der Schule, dann Privatschüler etc. etc. Wieviel denke ich immer an Deinen so freundschaftlichen Vorschlag, aber das „Ja“ und mein Gewissen, wie verträgt sich das? Soll ich auf meine alten Tage leichtsinnig werden? Bald Weiteres.
Es ist viel Geheimnisvolles jetzt um mich – eines weiß ich nun, daß ich hier im Konservatorium gefeiert werden soll – könnte ich mich, ohne unfreundlich zu erscheinen, was meinem dankbaren Gemüt doch fremd wäre, verkriechen! Ich habe solch ein Schamgefühl, schauderhaft.
Mit Felix geht es so fort – wenn ich von Leipzig zurückkehre, wird er wohl zu uns kommen.
Ich habe jetzt nur den einen Wunsch, ihm noch so viel Liebe als möglich zu zeigen, das kann er ja noch empfinden, und tut ihm wohl.
Adieu für heute, bis nächstens.
Herzlichst
Deine
Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Wien
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1471f.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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