Liebe Clara.
Ich habe nicht vergessen daß Du Nachricht von m. glücklichen Rückreise wünschtest. Also: sie war glücklich u. höchst schön – nämlich die Fahrt von Zürich mit der Arlbergbahn!
Leider könntest Du sie nicht machen oder nicht genießen, weil es sich oft gar abenteuerlich u. gefährlich ansieht, aber sie ist ganz herrlich u. ich genoß sie bei schönstem Wetter nach heitern u. genußvollen Tagen in Zürich.
|3| Das Programm wirst Du erhalten haben u. daß die Zürcher ein lustig Völklein sind die sich gern ein Extra-Plaisir mit Theaterspiel, mit Kränzen u. Reden machen, weißst Du auch. Diesmal aber war’s ein auserlesen schönes u. besondres Mädchen, das mit Kranz u. Rede ankam, eine Tochter Baechtold’s, des Biographen Gottfr. Kellers, u. auch das Festspiel war von einer wirklich hochbegabten Dichterin (Ricarda Huch.)
Das Nachtlied von R. Sch. ist eine besondre Schwärmerei Hegars u. der |2| Zürcher. Diesmal aber gab’s, <von> nicht für ihn aber für uns, ein lustiges Intermezzo dabei. Nach dem ewigen in Triumphlied u. 9ter Sinfonie, konnte der Chor am folgenden Morgen in der Generalprobe sich doch gar nicht recht in das u. des zarten Stückes finden – Hegar war gar nicht lustig! Abends aber ging’s vortrefflich!
Zu Deiner Beruhigung sage ich nun auch noch daß m. Reise von Frankfurt hierher sehr schön war; die Hauptsache bei einer Reise, die hübsch sein soll, ist, daß man gern zurück u. auch voraus denkt. Und so dachte ich zurück u. – voraus an m. nächsten |4| Besuch dort. Deinen netten jungen ┌Leuten┐ dort solltest Du aber einen Abend die Woche gönnen! So hübschen Kreis findet man nicht leicht u. es wäre für Dich wie für sie ein wahres Vergnügen.
Das merkwürdig schöne milde Wetter wird auch Dir sehr angenehm sein. In Zürich, wie jetzt noch hier, ist jeglicher Ueberrock unnöthig.
Nun wünsche ich wohl zu leben u. grüße Dich u. Marie herzlichst.
Dein Johannes.
|