Liebe Clara.
In m. Zimmer steht der Tannenbaum für die beiden netten Knaben meiner Wirthin u. erinnert mich an das freundliche Fest u. an Die, denen ich es recht lichterhell u. fröhlich wünsche. Dir <b[?]> thue ich das mich warmem u. – leichtem Herzen. Denn, magst Du auch allerlei zu klagen haben, das bringt das Alter so mit sich; im Grunde bist Du doch heitern Gemühtes u. kannst Dich wie in der besten Jugend alles Schönen u. Guten freuen.
|2| Allgeyers schönes Buch wartete auch in Altenstein auf mich u. hier fand ich es zu meiner besondern Freude, von ihm gesandt vor. Ich hoffe er wird Freude an dem vortrefflichen Werk erleben. Das ist ihm umsomehr zu wünschen als <er>, was Du vielleicht nicht weißt, Frau Feuerbach, die von ihm so hoch verehrte, sich in der letztern Zeit ganz von ihm abgewendet hatte. Nach den Gründen braucht man nicht zu fragen, bei einer Frau, einer noch so vortrefflichen, hier aber gar einer so hart geprüften.
Euer Humperdinck fährt Heute mit seiner Frau <von hier> ab u. hat hier |3| wie aller Orten große Freude erlebt. Seine Oper wird ganz wunderschön gegeben u. hat ganz unglaublich gefallen. Nun, Du hast Dich ja auch über das Stück gefreut. Ich hörte damals nicht so drauf, weil ich am Clavierauszug nicht grade viel Freude hatte u. gewiß nicht so angenehmen Abend erwartete. Auch ihm ist die Freude „um so mehr“ zu gönnen – als er sie wohl nicht oft erleben wird.
Ueberhaupt nicht, aus gewißen andern Gründen, dann aber – seine Augen leuchten genau so wie die von Hermann Götz!
Ende Januar muß ich nach Leipzig u. – entsetze Dich: – |4| u. dirigire dem d’Albert an einem Abend meine beiden Concerte! Geschmackvoll <für alle> finde ich das nicht, aber das Programm stand fest u. bei guter Laune dachte ich, es sei doch besser ich mache mir den Spaß – der Reinecken gewiß keiner ist.
Das Einzige was mir an Eurer Weihnacht nicht recht gefällt, ist, daß ich erst im Febr. komme u. Frl. Eugenie dann wieder in England ist!
Euch Alle von Herzen grüßend u. froheste Tage wünschend
Dein Johannes.
|