Liebe Clara.
Hier vergeht ein Tag nach dem andern so leicht u. schön daß man schwer zum Abfahren kommt.
Dazu geht die Frankfurter Schlemmerei so fort! Jeden Tag Champagner u. was sonst für Herrlichkeiten. Wie liebenswürdig aber |2| die Herrschaften sind ist schwer zu sagen – aber leicht u. schön zu genießen.
Für unsre Ankunft hier war der liebe Capellmeister auch geladen. Gestern u. Morgen wieder der junge Wüllner, der außerdem, daß er ein vortrefflicher Schauspieler ist, noch ausgezeichnet Violine spielt u. ebensogut singt.
Meine Volkslieder wirst Du nicht so gut singen hören |3| als er sie singt, denn umsonst ist er nicht schließlich auch noch ein guter Philologe! Ich wünschte (u. die Herrschaften auch) Du mögest hier an meinem Fenster sitzen, auf m. Balkon hinaus gehen können u. dann hinaus in den herrlichen Park u. Wald.
Die schönsten Fasane, Hirsche u. Rehe Dutzendweis spazieren mit, dazu das köstliche milde Wetter u. die freundliche Gesellschaft – Dir würde sehr |4| wohl sein. Ich denke nun am Dienstag Morgen mir in Meiningen noch ein paar Bach’sche Orchesterconcerte vorspielen zu laßen, ein Clarinettconcert von Weber oder was es sonst Schönes u. Rares giebt.
Am Donnerst. denke ich in Wien zu sein u. da werde ich dankbar zurück denken – vor Allem u. am Herzlichsten an Euch u. die schönen Tage bei Euch!
Auf fröhlichstes Wiedersehen im Februar hofft u. freut sich Dein
herzlich grüßender Johannes.
|