Liebe Clara.
Wenn es auch nicht grade eine fröhliche Frühlingsfahrt war, von der Du jetzt wohl zurück gekommen bist, so hat sie doch hoffentlich Deinem Herzen wohl gethan u. hast Du Dich des Wiedersehens der alten Freundinnen recht ungestört freuen können.
Frau Bendemann lebt u. wohnt doch auch in Ddf.?
Für Deinen lieben Brief danke ich bestens, aber ich muß mir schon recht energisch Euer liebes behagliches Haus vorstellen, |2| wenn ich wünsche daß so viel Unerfreuliches dort Dir ein wenig schwinde.
Eigentlich könnte oder möchte ich versuchen Dir auch ein wenig Sonnenschein ins Zimmer zu bringen! Ich könnte Dir nämlich (in etwa 8 Tagen) einen ganzen Stoß schöner alter Lieder schicken, die ich in Versuchung bin, in meiner Bearbeitung (mit Clavier) heraus zu geben.
Nun fragt es sich ob Du zu der Zeit Dir Lust u. Kraft zutraust, einige Tage ein<e> paar Stündchen dem ganz beiläufigen u. flüchtigen |3| Durchlesen u. spielen zu widmen? Ich denke mir Du wirst Dich allerlei Feinheiten im Clavier freuen u. fürchte fast, daß Dir die ganz herrlichen Worte u. Melodieen nicht gleich so sympathisch sein werden wie mir. Deshalb u. überhaupt solltest Du <ja> die Durchsicht ja nicht zu ernst u. feierlich nehmen, sondern nur Dich an Einigem vorübergehend freuen – wie eben beim vorgedachten freundlichen Sonnenstrahl.
Wünschest Du die Sendung, so sage mir doch sogleich nur ein kurzes ja durch Karte.
|4| Mein Copist war eben da u. ich könnte nächster Tage schicken – leider aber freilich nur auf 3, 4–8 Tage!?
Schreibe mir kurz u. aufrichtig ob Du die kleine Beunruhigung wünschest.
Mit herzlichsten Grüßen
Dein
Johannes.
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