Liebe Clara.
Dem wißbegierigen Engländer, u. was mir viel leider ist, Frl. Eugenie kann ich nicht dienen. Die Kinderlieder sind viel älter als Du meinst, von weiter aber u. namentlich von Jahreszahlen habe ich keine Ahnung. Schlimm für den nächsten Band Weltgeschichte! Ich wußte gar nicht, daß Dir als sehr bittre Medizin für den Sommer Enthaltung von Musik verordnet ist. Ich denke manchmal, daß man sich mit der Zeit wohl auf Manches gefaßt machen muß. Der nächste Gedanke ist dann gleich, wenn ich |3| nur Bücher, Noten u. die Natur vollauf, wie gewohnt, genießen kann. Für Alles ist Dir ja aller freudige Sinn geblieben – u daß Du jenes Verbot jetzt übertrittst, bedeutet hoffentlich nur Gutes für Dein Befinden.
So nette u. liebe Menschen, wie Dir dort, kommen mir hier leider nicht leicht vor. Nur im Ganzen ist die Staffage der Landschaft angenehmer. Statt Schweizer u. Engländer eben Oesterreicher.
(Nebenbei: Erfahrungen, wie mit Frl. Davies, wundern mich bei egoistischen Engländern nicht.)
Zufällig war Gestern Deine Ilona da u weil sie Deine ist u. Dein Brief grade gekommen war, spielte ich ihr gar von den Stücken vor.
Ich schicke Dir hier wieder |2| ein kleines Stück u. schreibe Morgen weiter – sage nur ja, bitte, wenn’s einmal nicht gerathen ist!
Der Orgelpunkt im Es dur Stück war natürlich die Stelle, wo ich auf Dein vergnügtes Gesicht rechnete. Ich kenne Deine alte Schwäche für Orgelpunkte! Nebenbei: <Da[?]> Der Mittelsatz in As dur ist schlecht geschrieben. Vom 5ten Takt an muß das Arpeggio von oben hinunter gemacht werden:
[Notenbeispiel]
Nun will ich aber das kl. Stück fertig schreiben u. den Brief besorgen, (es ist Heute Sonntag, u. die Post vielleicht bald geschloßen[)]. Euch allen Dreien herzlichste Grüße u. auch Engel- Haus- u. Widmanns dergleichen.
Ganz Dein Johannes.
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