23.01.2024

Briefe



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ID: 22917
Geschrieben am: Freitag 25.11.1892
 

L. Cl.
Deine Sendung ist glücklich eingetroffen u. kommt hoffentlich ebenso glücklich wieder nach Haus.
Es war sehr nöthig Dich deshalb zu bemühen u. ich komme gleich mit 2 großen ? Fragezeichen. Um Dir jedoch einen Brief zu ersparen: Falls Du nicht erwiederst, nehme ich an daß ich Recht habe.
Die Var. haben in der Hdschrift einen ganz kurzen Schluß, 12 Takte weniger als die gedruckte Ausgabe. Diese 12 T. sind jedoch in der Abschrift zugesetzt u. mir dämmert eine Ahnung auf! Du wolltest die Var. vor langen Jahren hier öffentlich spielen u. mir ist, als ob ich, dem Concert-Vortrag zu Gefallen, den längern Schluß hinzu gefügt hätte?
Dann (falls Du erinnerst) ist eine lange Stelle leiser gehaltene Akkorde |3| uminstrumentirt, ich weiß nicht von wem.
Beides geht über das hinaus, was bei einer Herausgabe erlaubt ist. Ich möchte nun jedenfalls die Var. hier im Zusammenspiel versuchen u. namentlich die letztere Aenderung auf ihre Nothwendigkeit hin prüfen.
Ein Andres aber bitte ich Dich gelegentlich zu erwiedern:
Wenn Ihr doch in den Briefen von oder an Härtel eine Stelle fändet, <in der Dein Mann ausspricht>, aus der hervor geht daß Dein Mann dem Verleger zu Gefallen die Var. ohne Instrumente herausgegeben hat.
Ich weiß nur daß Du es so erzählt hast, für eine etwaige |2| Vorrede aber wäre ein Wort von ihm sehr angenehm.
Bei den Meininger Herrschaften steht es nicht zum Besten. Der Arzt hat nach gründlicher Untersuchung Beiden auf das Strengste gerathen zu Neujahr nach dem Süden (Cannes) zu gehen. Rührend gütig aber sind sie. Der Berner Widmann wollte im Januar ein neues Schauspiel dort probiren. Nun haben sie ihn sammt Frau (u mich) eingeladen, trotzdem im Schloß zu wohnen u. im Theater zu thun u. zu probiren was u. wie er will. Ich werde vermuthlich hingehen, vor Allem des lieben Menschen wegen.
Joachim hat wohl einige Ursache ernsthaft auszusehen – aber – da laße ich die letzte Seite lieber leer, sonst werden unsre Gesichter auch gar zu ernsthaft! Ich schließe also mit den herzlichsten Grüßen
als Dein tief ergebener
Joh.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
2083ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,267
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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