Liebe Clara.
Die Variationen also bitte ich zu schicken. Auf meine Abschrift der Lieder glaube ich mich verlaßen zu dürfen – u. hoffentlich auch darauf daß ich mir die 4 besten ausgesucht habe!
Nun aber: darf ich nicht diese 4 Lieder bringen?
Die ersten beiden stehen außer Frage (das 2te ist nicht zu kurz, da es bei langsamem Tempo 2 Verse hat. man könnte vielleicht ausstechen lassen,) Als drittes bitte ich für den Hirtenknaben, Nr 9. Es hat wieder das Interesse, daß es in den Intermezzi vorkommt, ist aber zudem wirklich ein besonders hübsches Lied, das nur |3| auch wegen des Gedichts, nicht unsern modernen Geschmack trifft. (Du triffst derlei bei Beethoven „la marmotte“ u. A.) Die Drei aber sind kein rechtes Ganze, kein hübsches Bouquet; eigentlich freilich nur deshalb wünschte ich die (Spohr’sche) „Erinnerung“ von Jacobi hinzu. Ueberlege doch freundlich, u. wie es dann ein hübsches kleines Ganzes giebt, auch das etwas lebhaftere, leidenschaftlichere Letzte die Andern hebt. Einige ganz kleine Noten-Aenderungen werde ich gewiß in Deinem Sinne machen.
Ich bitte mir zu notiren, ob in dem ganzen Buch nicht 12 Lieder stehen u. welche Nummer diese „Erinnerung“ von Jacobi hat.
|2| Laß Dir aber jedenfalls auch von Härtels das Duett schicken u. die Nummer der Fritzschen Zeitung dazu, <i> wo es als Beilage kam. Die Aechheit schien mir unzweifelhaft; ob es Dir nun auch genügend gefällt? Ich weiß nicht, wo ich es zu gut aufbewahrt habe, daß ich es nicht finde.
Eure städtischen musikalischen Angelegenheiten amüsiren mich sehr u. wenn ich noch ein Programm zum Scholz haben könnte, würde mich’s freuen.
Aber wenn der Brief nicht schon so lang wäre, würde ich von meinen Cl.stücken anfangen u. wie vergnügt ich bin daß sie Dir Freude machen. Seitdem spiele ich sie mir selbst ganz schwärmerisch vor u. finde gar nichts auszusetzen. Herzliche Grüße von Deinem
Johannes
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