23.01.2024

Briefe



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ID: 22914
Geschrieben am: Montag 24.10.1892
 

Liebe Clara
Erfreulicheres konntest Du nicht melden als die Düsseldorfer Reise! und wie mag sie es erst für die guten alten Freundinnen gewesen sein – ich hätte die glücklichen Gesichter sehen mögen!
Wenn nachträglich ein Ergänzungsheft zu Sch’s sämmtl. Werken erscheinen soll, so habe ich gar nichts dabei zu wünschen, denn nicht meinethalb wünschte ich die Aufnahme jener Stücke, fürchtete nur <d[?]> sie möchte meinethalb unterblieben sein. Werden einführende Worte nöthig erachtet, so genügen wohl wenige Zusammengefaßte (als Vorrede) vor dem ganzen Band. Nun aber:
|3| Ich denke unwillkührlich Du möchtest die Sache nicht übereilen, sondern die weiteren kleineren Werke bedenken, die für solchen Schluß-Band in Frage kommen.
Es sind das: die größere Lesart der Variationen für 2 Cl.
das erste Liederheft (oder Einzelnes daraus.)
u. Zerstreutes, wie z. B. ein Duett mit pf. das noch kürzlich bei Fritzsch wieder gedruckt ist.
Falls Du nicht schon mit Freunden wie Herzogenberg, Levi, Volkland deshalb berathen hast u. schlüssig geworden bist, möchte ich fast bitten, Du möchtest solche Freunde doch um ihre Meinung fragen. Du wirst diese Sachen schwerlich vernichten u. |2| so hättest Du es jetzt in der Hand, sie nach Deinem Willen u. Geschmack herauszugeben. Das gilt namentlich von dem Liederheft, aus dem Du vielleicht nur Einiges u. Dies Einige vorsichtig redigirt geben würdest. Vor Allem denke ich dabei an die 2 Andante aus der Fis u. G moll Sonate, die sich dort als ganz entzückende Lieder finden. So gut wie ich werden später Andere darin schwelgen – u. da wäre es doch richtig, sie würden hier u. von Dir mitgetheilt.
Schließlich, im Fall nicht blos die 2 Clavierstücke, sondern dies Mancherlei erscheint, kommt mir oft in die Gedanken, ob man als Schlußstück nicht das leise, innige „Thema“ in Es dur bringen solle.
|4| Dieser schöne, letzte Gedanke winkt so rührend freundlich hinaus u. zurück – Niemand hat noch solchen Abschied von unsrer Erde genommen. Es müßte einfach das Datum darüber stehen, weiter nichts, es sagt genug.
Aber ich vollends habe genug gesagt u bitte um Verzeihung.
Mit herzlichen Grüßen
Dein
Johannes.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
2065ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,264
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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