Liebe Clara.
Die kommenden Festtage wollen mir erscheinen wie allgemeine Audienzen höchster Herrschaften, zu denen sich auch hinzudrängen darf, wer sonst an seiner Berechtigung dazu zweifeln möchte. So laß denn auch mit vielen Andern Dir sagen daß ich grade diesmal gar viel Deiner gedenken werde u. vor Allem wünschen daß Dir diese Tage |3| durch völlige Wiedergenesung auch wirklich zu Festtagen werden.
Auch in den letzt vergangenen Wochen habe ich an Niemanden so viel gedacht als an Dich. Weshalb, werden Dir hoffentlich Andre geschrieben haben.
Ich konnte es nicht gut u auch Du wirst nicht in der Stimmung gewesen sein, Dir von mir drüber vorplaudern zu laßen. Deiner Theilnahme u. Sympathie für meine Musik |2| glaube ich allerdings sicher sein zu dürfen.
Aber man kann u. soll nicht den Künstler vom Menschen trennen. In mir ist nun einmal der Künster <ganz> nicht so empfindlich u. nicht so anspruchsvoll als der Mensch u. dieser kann es nicht als Trost empfinden, wenn man jenes Arbeiten nicht entgelten läßt was Er sündigt.
Heute aber denke ich erst recht nicht an mich oder gar meine Musik, sondern nur mit innigem |4| Wunsche daß es Dir gut u. immer besser gehen möge.
Noch möchte ich Dir mittheilen daß ich in Hbg. meine Schwester besuchte die sehr schwer erkrankt seit Monaten liegt.
Ich denke wohl im Lauf des Winters noch einmal hin zu kommen.
Wie immer Dein
Dir ganz ergebener
J. Br.
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