Liebe Clara.
Ehe mein Schreibe-Tempo es zu einem Danke für Eure lange Gastfreundschaft bringt, ist schon Anlaß zu neuem Danke da. Frl. Geißler schickt mir den Taback, ich finde es gar liebenswürdig von Frl. Marie, an diese |3| meine Schwäche gedacht zu haben u. danke von Herzen.
Sonst giebt es von mir keine Abenteuer zu erzählen, desto mehr leider von Widmann.
Er hat in Nürnberg (in einen Weinkeller steigend) das linke Wadenbein gebrochen, mußte zunächst im Hotel liegen bleiben u. jetzt wohl 3 Wochen zu Haus! Lustig ist nur dabei, daß er grade <di> bei dieser Reise |2| zum ersten Mal den Einfall hatte, sich gegen Unfall hoch zu versichern! So kriegt er doch alle Unkosten heraus.
Mir ist wie gesagt, nichts passirt; Hier ist Alles wie sonst u. die Reise war sehr behaglich, da am Charfreitag wohl nicht leicht Jemand reist. Frau Speyer hatte den Einfall mir eine Schachtel Datteln mitzugeben u. dachte wohl nicht, wie großes Plaisir ich daran haben würde. |4| Mit so vielem Behagen u. so angenehm beschäftigter Fantasie habe ich nicht gleich gefrühstückt, wie jenen Morgen von Tagesgrauen an.
Recht oft kommt mir der Gedanke daß das Wetter bei Euch wohl noch unfreundlicher ist als Hier u. Du noch immer Hausarrest haben wirst?! Möge Euch denn wenigstens zunächst ein schöner Mai am Comer-See beschieden sein! Beste Grüße Allen u. möchte der Dritte nicht zu weit über das Weltmeer zu reisen haben, nur etwa bis Cypern oder Ceylon!
Herzlichst
Dein Johannes.
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