<April[?]>Mai 91
Liebe Clara,
Dies nahm ich Gestern für Dich mit u wie vor dem hübschen Haus oben der schöne blaue Wolfgangsee fließt – so riesele hier ein sanftes Geplauder.
Billroth hat sich recht erholt u. ist einstweilen Husten u. Heiserkeit losgeworden. Uebrigens will er |2| diese Woche noch nach Wien zurück u. erst später für länger kommen. Ich bin seit 8 Tagen in Ischl u. habe Deinen freundlichen Gruß am 7ten noch in Wien erhalten.
Auf’s Höchste hat mich natürlich interessirt daß Eugenie aus Malta schreiben konnte! Unwillkührlich fantasirte ich, daß die Briefe aus Palermo u. Syrakus nur geheuchelt sein u. sie unterwegs über Indien weiter mit ihrer Freundin, die sie nicht loslassen konnte!
Ist die Trennung u. Rückreise aber Wahrheit, so hoffe ich P. u. S. seien nicht in einem Briefe abgemacht u. sie habe auch noch |3| gar manches Herrliche zwischen beiden gesehen. Mich interessirt das wirklich ungemein u. es wäre mir eine große Freude wenn Du Zeit fändest mir zu schreiben oder zu diktiren wo u. wie lange sie geschwelgt hat.
Herrgott, wenn ich mir vorstelle, Du könntest in dem Paradies spazieren gehen wie Unsereiner – ich wollte es gern entbehrt haben u. mit der Beschreibung <mit der B> aus Deinem Mund u. der Entzückung auf Deinem Gesicht zufrieden sein!
Ich mag von nichts Anderm anfangen, denn daß es hier auch hübsch ist, paßt nicht darauf.
|4| Ja, u. sonst? Durch das Requiem von Herzogenberg ist auch wohl auf Dein Gesicht keine Entzückung gekommen!?
Ich weiß ihm kein Wort über das trostlose Stück zu sagen u. kann doch nicht seine Streichtrios u. 4tette jetzt dagegen loben u. mich ihrer freuen?
Was sagst Du nur dazu u. was ihnen?! – Gehn wir an die Oos u. Ischl spazieren u. denken an Palermo!
Mit herzlichen Grüßen an Dich u. Alle
Dein
Johannes
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