23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 22848
Geschrieben am: Montag 11.06.1888
 

Liebe Clara
Sage also Hrn Müller: ich würde ihm von m. Kopisten in Wien ein Exemplar der Sinfonie zugehen laßen, in dem er beide Lesarten neben einander hat, sie also vergleichen kann u. sich entschließen ob er die alte aufführen will.
Stimmen habe ich noch nicht, eine Abschrift der alten Partitur für sich allein ist aber so eben fertig geworden.
Hat Hr. M. nun Lust u. mag auch die Kosten der Stimmen daran wenden, so bitte ich ihn |2| mir das mitzutheilen u. zwar sobald als irgend möglich.
Hr. M. könnte die Stimmen in Fr. schreiben laßen – lieber wäre es mir, wenn ich m. Wiener Copisten den Verdienst u. die Arbeit über den Sommer verschaffen könnte – er hatte ja die schwierige u. mühsame Arbeit der Partitur!
Also, wie gesagt, ich <bitte recht>┌hoffe ┐ baldmöglichst Hrn. Müller’s Meinung u. Absicht zu erfahren, damit die Arbeit vor dem Herbst ruhig fertig werden kann!
|3| Durch die Aussicht Dich dort zu sehen, hätte ich mich fast nach Stuttgart verführen laßen.
Nun hatte ich doch Recht, sehr daran zu zweifeln, Du scheinst durchaus nicht zu gehn?
Statt dessen aber doch nicht in 6 Prüfungs-Concerte?
Herrgott, wenn ich an all’ die Artigkeits- u Höflichkeitsverpflichtungen denke in solchem Fall!
Kannst Du denn mit einer kleinen Auswahl durchkommen?
Auch bei Gelegenheit des Sturms von Urspruch habe ich an Dich gedacht u. daß das wohl ein etwas mühsamer u. länglicher Genuß war?!
|4| Jetzt ist es hier ganz wundervoll, aber für den August möchte ich allerdings überhaupt nicht zu einer Schweizerreise rathen u. hier ist es auch sehr heiß! Hr. Wendt, der dann aus seinem Schulstubendienst kommt, freut sich der frischen Luft u. läuft spazieren wie der Jüngste.
Wer ist denn der vortreffliche Schüler von dem Du so herzlich u. warm schreibst – doch kein Engländer?
Euren Garten stelle ich mir behaglich u. schön vor u. würde gern jetzt einmal dort zum Frühstück auf Euch warten!
Mit herzlichen Grüßen
Dein J. Br.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Thun
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1828ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,210
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.