Dec. 83
Liebe Clara,
Auf Beiliegendem wäre eigentlich der rechte Platz für die zierlichsten Verse – sie wollen aber nicht fertig u. vor Allem nicht hübsch werden u. so sage ich doch lieber in Prosa daß ich Euch Allen die fröhlichsten Festtage u. das neue Jahr so vergnügt wie nur immer |2| möglich wünsche.
Den heitern Schüler-Abend kann ich mir auf’s Beste vorstellen u. lebe ihn in Gedanken mit. Sehe die ganze Reihe Schülerinnen höchst lustig aufmarschirt mit allen möglichen Lärm-Instrumenten in Hand o. Mund u. Dich dazu dazu, höchst ernsthaft am Clavier, als ob es eine Moll-Fuge von Bach gelte!
Und hernach die Katz-|3|balgerei um die gewonnenen Süßigkeiten!
Leider kommt keine Beschreibung davon in die Frankfurter Zeitung; diese sehe ich nämlich fleißig nach, um Neuigkeiten von dort zu erfahren, finde aber zu wenig von der Hochschule, den Pianistinnen u. Sängerinnen vor dem Bockenheimer Thor.
Du erwähnst nie die Schule u. das ist wohl ein gutes Zeichen u sagt daß es eben unter Scholz fortdauernd besser u. behaglicher geht.
|4| Hier wird wohl nächstens ein großer Wechsel von Kapellmeistern u. Direktoren stattfinden. Man sieht bei solcher Gelegenheit, wie gern Jeder nach Wien kommt u. eigentlich, meine ich, bieten wir doch gar wenig. Bei den traurigen politischen Zuständen muß eben Alles bergab gehen.
Nun bitte ich Allerseits schön zu grüßen u. Frl. Filu möchte doch eine hübsche Beschreibung Eures Schüler-Weihnacht-Abend in die Frankf. Ztg. besorgen!
Herzlichst
Dein
Johannes
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