23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 22815
Geschrieben am: Sonntag 15.05.1881
 

Mai 81
Liebe Clara,
Es ist nicht weil Härtels Eile haben daß ich gleich Heute die Sachen zurück schicke, sondern damit Du m. guten Willen siehst u. Du die Arbeit los wirst.
Zu den Gesängen der Frühe habe ich aber weder Manuscript noch Orig. Ausgabe! Ich habe aber doch viel NB gemacht die wohl das Rechte treffen.
Vor Allem sieh doch wegen der allerletzten Note nach. Steht wirklich [Notenbeispiel] cis in der r. H.?
Ich hätte nichts dagegen wenn es anders geschrieben wäre (lange, weiche 1/4 Note!) So denke ich es müßte einfach der Accord vorgeschlagen werden: [Notenbeispiel]
|2| S. 3 ist wohl #e statt g oder gis.
S. 6 T. 6 linke Hand [Notenbeispiel]
(wäre ein Schreibfehler wenn es ┌anders┐ da stände[)]
S. 8 T. 2 [Notenbeispiel] a statt cis?
T. 4 [Notenbeispiel] h statt a?
S. 11 Schlußtakt? .
S. 12 letzter Takt fehlt sehr u. entschieden das 8tel fis [Notenbeispiel]
Daß gar so viel Mitarbeiter sind möchte ich oft bedauern! Jeder Neue meint recht viel arbeiten zu müßen! So auch Dietrich. Ich mag sein Heft nicht an Härtels schicken da mir alle seine Correkturen überflüßig (zum mindesten) scheinen.
Schickte ich es ihm, zu nochmaliger Ueberlegung, das könnte den zarten Mann auch kränken oder beleidigen.
|3| Das Manuscript kann doch nur bisweilen maaßgebend sein; Wenn eben etwas zweifelhaft ist oder falsch etc. Sieh Dir seine Corr. an. Nicht eine einzige Stelle ist dabei, wo er unwidersprechlich Recht hätte.
Schumann hat ja die Stücke corrigirt, u. im ganzen Heft ist nicht ein Stichfehler – folglich scheint mir doch klar daß Sch. alle Sachen die anders (aber nicht schlechter als im Ms.) lauten, von ihm geändert sind.
Deshalb können ja dieselben Stellen im Ms. auch ganz gut u. richtig sein, aber bei keiner Note <ka> ist ein <spä> zufälliger Fehler vom Copisten oder Stecher anzunehmen.
Ich habe sehr häufig ein blaues X zum Dietrich gemacht. Bedenke einmal die Stellen, aber recht einfach u. ohne viel Tiftelei.
|4| Ich wiederhole, es kann fast immer so oder so sein, aber nirgend sieht es wie ein Druckfehler aus u. da Sch. sehr aufmerksam beim Corrigiren war, so sind Aenderungen von ihm stets anzunehmen! Sogar S. 7. Takt 7. l. H. [Notenbeispiel] S. 11. T. 6. wo er vielleicht das es15 einmal aus Spaß hinein fantasirt u. notirt hat.
S. 20 u. 25 die Bratsche jedenfalls wieder herstellen!
S. 21 vorletzter Takt? [Notenbeispiel] Clar.?
Bratsche?
u. s. w. Du kannst Dietrich mit 2 Worten schreiben, wenn Dir dies richtig scheint – ein Unglück ist es ja auch nicht wenn Du für manche seiner Correcturen bist.
Deinen Reiseplan halte fest u. zwar ohne Rom. In Florenz bleiben u. von dort ausfliegen nach Siena, Orvieto u. Perugia: Assisi, auch Pisa oder was sonst. Rom ist eine starke Portion u. ist gut für den 2ten Anlauf!
Recht herzlich Dein
J. Br.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1626-1630

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,190
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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