23.01.2024

Briefe



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ID: 22753
Geschrieben am: Samstag 23.03.1878 bis: 31.03.1878
 

März 78.
Liebste Clara,
Ich weiß nicht ob ich dazu komme Deine beiden lieben Briefe ausführlicher zu beantworten, namentlich den Carneval nachzusehen.
Ich möchte Dich aber bitten mir doch allsogleich mit einem Wort zu sagen ob Du noch daran denkst den Frühling nach Baden zu gehen?
Ich bin wie immer zu dieser Frühlingszeit jeden Tag mit m. Gedanken anderwo. In Pörtschach wird mir eine praktische Wohnung angeboten. Baden lockt mich – aber wie erst wenn Du daran denkst! Also ein Wort bitte ich.
Wegen Frankfurt wüßte ich nichts zu sagen. Ich meine ja Du brauchst nicht ängstlich zu sein. Gehalt u. |2| Stundenzahl scheinen mir richtig, so das Uebrige u. ich weiß nichts als herzlich Glück zu wünschen u. daß es Euch Allen dort recht wohl werden mag.
Die große Pianoforteschule von Czerny ist wohl der Mühe werth durchgelesen zu werden. Namentlich auch was er über Beethoven u. den Vortrag dessen Werke sagt, er war ein fleißiger u. aufmerksamer Schüler. Auch die Hummelsche Schule ist zu lesen. Aber das ist ja eine furchtbare Arbeit – Marie will sich die aufladen?! Der Fingersatz bei <CH> Czerny ist höchst sehr zu beachten, überhaupt meine ich man dürfe heute mehr Respect vor dem tüchtigen Mann haben.
Rietz wird die C dur-Sinfonie wohl nicht vergeben haben.
Die Erben habe ich in Verdacht daß sie Sachen bei Seite genommen |3| <u. entweder> u. nicht in die öffentliche Auktion geben. Ich habe einen sichern Beweis. Ein hiesiger eifriger Händler mit Manuscripten hat eine ungedruckte Sinfonie aus Mendelssohn’s Jugendzeit u. Brief von M. an Rietz! Kannst Du Dich nicht direkt an die Erben wenden. Obige Sachen haben <Sie> sie jedenfalls kürzlich an Kafka hier verkauft.
Die 4händige D Dur-Sinfonie habe ich bekommen – ebenso den fraglichen Brief von Frau Souchon.
Meine Ausgaben v. Schumann kann ich Dir nicht gut mitschicken, weil ich sie in dicken Bänden habe. Ich wünsche viel Amüsement mit dem Metronom! Aber quäle Dich nur sonst nicht zu viel, es ist wirklich nicht nöthig.
|4| Ich habe den Carneval noch nachgesehen – was wirst Du eine Freude haben wenn Deine Ausgabe fertig ist u Dir – mit allen neuen u. alten Fehlern ins Gesicht springt!
An sonderbaren Bezeichnungen (> seitwärts etc) würde ich ja nicht rühren!
S. 6. S. 5 T 8 b. statt c.
S. 9. 2. 6. vor f. u. g. finde unnütz.
9. 5. 7. würde keine Pause setzen.
X 14. 2. 2. fehlt wohl –
17. 1. 4. vor h unnöthig weil in einer andern Oktave
20. 4. 4. vor e " " " " " " "
20. Ohne das Manuscript zu sehen darf das[Notenzeichen]nicht geändert werden. Ist doch sehr zweifelhaft!8
X 21. 5. 7. Punkt über e.
23. 3. 8. [Noten]Strich in die Höhe.
X 23. 6. 5. Bogen von c. zu d
25. 5. 7. Zwei Punkte fehlen nicht, das liegt bei Deinem
Ex. am Druck.
25. 6. 2, 3, 4, 5. möchte ich nicht ändern.
X 27. 2. 9. es fort – (meine wohl auch.)
X 28. 2. 4 u. 8 vor d würde ich stehen lassen.
X 29. 2. 4. habe ich wohl schon ein ? gemeldet.
29. 2. 1. Punkt wohl nur undeutlich.
X 29. 5. 1. Bogen –
29. 6. 6. u. 8 as, f meine ich auch, namentlich as.
Die Stellen mit X würde ich wohl so gehen laßen u. mich sehr freuen wenn sonst keine Fehler hineinkommen.
Von offenbaren Fehlern abgesehen würde ich nur trachten das <> von Deinem Manne gut geheißene möglichst correkt zu erhalten. Du brauchst ja nicht zu bitten daß man Punkte, klarer sticht, der Fehler liegt am Druck. Ich muß aber schließen, grüße schönstens u. bitte um eine Zeile wegen Baden.
Von Herzen Dein
Johannes

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Berlin
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1428-1433

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,164
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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