Berlin, den 1. Januar 1874.
Liebster Johannes,
nun muß ich doch schon wieder schreiben, danken, gratulieren zur neuen Würde – da kann man denn doch nicht schweigen. Also Ritter des Maximilian-Ordens! Ein wenig Freude macht es Dir doch wohl, nicht wahr? Nur eines ist mir nicht recht, doch, da schweige ich!!!
Das Lied war eine liebe Überraschung, und ganz besonders noch für Felix, dem wir nichts gesagt hatten, und abends, als Joachim kam, zeigte ich es diesem, wir fingen an zu spielen, da kam Felix und frug, was für Worte es seien, und wurde ganz blaß, als er seine eigenen sah. Und wie schön ist das Lied und das Nachspiel – das allein könnte ich mir schon immer spielen. – Das gis ist so wunderbar wieder übergehend in den Anfang!
Wir haben das Fest ganz gemütlich gefeiert, wenngleich ich nicht leugnen kann, daß doch einige Schatten über meiner Seele lagen. Der neue Aufenthalt, und keinen meiner Freunde noch Freundinnen, der Gedanke an meinen armen Ludwig und an die teueren Begrabenen! Ich finde, das Fest, je älter man wird, je mehr wird es ebenso Leidens- als Freudensfest. Die Kinder waren aber vergnügt, und ich hatte die Freude, sie schön überraschen zu können, wurde auch von ihnen herrlich beschenkt mit einem Schreibzeug, wie ich es mir seit Jahren gewünscht hatte.
Von Dir wüßte ich gern, wo Du warest?
So wäre denn wieder ein Jahr vorüber mit seinen Freuden und Leiden. – Dir brachte es wohl mehr der Freuden, und doch auch mir einige und die eine große des herrlichen Festes, woran ich stets mit weichem vollem Herzen denke! Es schloß sich daran auch noch Freundliches und lebte in mir fort! Bringe dies neue Dir recht viel des Guten.
Ich lasse meinen Arm jetzt elektrisieren und finde gute, aber langsame Wirkung.
Wir traten das neue Jahr bei Joachims an – auch Dir erklangen die Gläser, und meine treuen Gedanken umfaßten Dich in alter Freundschaft.
Mit vielem Danke der Kinder für die Überraschung und auch deren Gratulationen bin ich, lieber Johannes,
Deine
Clara.
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