Dienstag Mittag.
Liebe Clara,
Ich bekomme nicht so oft Briefe wie Du, freilich längere u. liebere, aber den andern Vorzug hast Du. Ich hoffe Heute noch auf Einen denn ich möchte wissen wie es mit Deiner Hand geht.
Wir haben Sonntag noch viel u. schön musi<z>cirt, von Mittag bis Abend.
Grädeners Trio, mein Quartett das etwas besser (von Joachim natürlich schön) gespielt aber immer noch herzlich sehr schlecht. Wir wollten eben daran zu üben anfangen, als Böie fort mußte.
|2| Wir spielten dann noch viel, z. B. die Var. u. Ebr. Melodien von Joachim die Märchenbilder mit Dietrich, Rondeau von Schubert etc. u. hatten hohen Genuß. Geschlafen wurde wenig, bei mir tranken wir noch Eierpunsch waren dann lange noch munter (ich blieb die Nacht mit im Hotel) u Morgens um 4 Uhr mußten wir aufstehen, um 5 fuhr Joachim weg.
Mein Quartett hat er für einige Tage mitgenommen, mir ist es sehr lieb da ich schriftlich ┌immer┐ mehr von ihm erfahre. Dann könnte ich’s Dir schicken wenn Du willst (schreibe mir das).
|3| Es scheint sehr schwer zu spielen zu sein. Kannst Du es dort etwa lange probiren u. üben? Sonst klingt es abscheulich.
Jetzt packt Elise den ersten Satz des Concerts ein, den ich etwas leichter fürs Orch. gemacht habe u. Joachim schicke. Wir konnten hier leider nicht mehr Zeit finden.
Auf Gestern hatte ich mich sehr gefreut, den ersten Tag wo das Concert-Gewirre vorüber, aber den ganzen Tag standen im Saal Arbeiter u. putzten die Fenster.
Abends als sie aufhörten war ich so müde u. verstimmt daß ich auch davonlief u. zu Grädener.
|4| Leb wohl liebe Clara, ich habe Nichts u. immer Nichts zu schreiben.
Erzähle mir bald wieder eine Sage so hübsch wie neulich. Du solltest öfter ins Theater u. ja ins Thorwaldsen-Museum gehen.
Ich wünsche oft genug Dir bisweilen nur Ähnliches schicken zu können als Deine lieblichen u. liebevollen Briefe sind.
Ich bin ein Strohkerl u gar nicht werth daß Du mich so in Dein Herz schließt Du Liebe, Du herrliche Clara.
Aber thu’s nur immer, an u. in Dein Herz wie ich Dich.
Johannes.
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