Hamburg Mittw. October 56.
Wieder einmal den ersten Gruß aus der Ferne, meine liebe Clara, und jedesmal mit mehr Liebe u. Verehrung schreibe ich ihn Dir, könntest Du das recht empfinden u. froh darüber sein.
Ich habe Alle hier in erwünschtem Wohlsein angetroffen.
Der Wagen kam früher als gewöhnlich u. so liefen Fritz, Vater u. ich uns die Kreuz u. Quer vorbei.
Von Dir sprachen wir viel, sie lieben Dich Alle so sehr!
Sie sprachen von nichts viel als von Dir u. – Dr. Krüger.
|2| In Hannover sah ich Joachim
Es war eine gute, nützliche Stunde. Könnte sie nur fruchtbringend sein! Wie würden wir uns nützen wäre er unabhängiger von Stimmungen etc.
Er will übrigens Dir, Grimm u. Allgeyer nach Rom schreiben u. mir.
Die Tour von H. nach Hbg. ist aber doch entsetzlich langweilig u. dachte ich viel an Dich wie viel Du solcher und schlimmerer Reisetage hast.
Otten war heute früh hier u. brachte mir auch einen ihm aus Gersau zurückgeschickten Brief in dem er sehr herzliche Worte über Roberts Tod schrieb.
Darin also haben wir ihm doch Unrecht gethan.
|3| Joachim hat viel an eine Sinfonie gedacht, war aber in muthloserer oder wackeligerer Stimmung denn gewöhnlich. In Leipzig spielte er nicht, also wohl David. Die Peri will Wehner aufführen.
Ottens Programm ist: Manfred
G dur Concert
u. Ouv. zu d. Abenceragen.
Ich will viel an Dich denken meine Clara, ich muß es. Möge nur Deine Gesundheit Dir recht bleiben. Andres kann man Dir nicht wünschen.
Das mögliche Gute kommt Dir von selbst u. was schlimm u. traurig ist das ändert kein Wunsch.
In 14 Tagen sehn wir uns u. wollen uns fröhliche Tage machen!
|4| Mit dem Flügel scheint es keine Noth zu haben, ich gehe Heute früh danach.
Morgen Mittag um 2 probire ich vielleicht.
Lebe recht wohl u. denke recht lieb u. sicher an <> mich.
Schreibe mir wie die Reise ging u. ob du die Ruinen <b> schön sonnig gesehen hast.
Grüße Deine Reisegefährtin auch.
Warst Du gestern Abend bei der Leser?
Sei tausendmal gegrüßt
Ganz Dein
Johannes.
Alle grüßen Dich.
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