Mittwoch 28ter Nov 55.
Ihr Brief vom Montag aus Berlin kam ganz unerwartet, wie erfreute er mich, liebe Clara – aber jetzt werde ich warten müssen, Ach wann sehen wir uns wieder ich werde ganz ungeduldig, ich möchte fort von hier, nach Ddf. u. dort auf Sie warten.
Soll ich nach Detmold? Lust habe ich nicht, des Fürsten Casse wird am Ende erschöpft sein etc. u. ist das gewiß, ob die umliegenden Völkerschaften in ein Concert gehn würden, was sollte es sonst?
|2| Gestern Abend war ich bei Otten, Stundenlang bis spät sprachen wir von Ihnen u. Ihrem Robert. Das ist doch der beste u. gebildetste Künstler hier.
Recht habe ich mich ergötzt an Ihrer Beschreibung von Liszt’s Kommen!
Ich kann mir die Wirthschaft denken, u. wünsche nicht dabei zu sein wie Woldemar.
Aber ich möchte wohl, Sie könnten mir so weiter davon erzählen.
Es ist doch Vieles possirlich in der Welt, was es nicht sein will.
Ich bringe hier buchstäblich die |3| halben Tage bei Antiquaren zu, doch halte ich die Zeit durchaus nicht für verschwendet; Das Suchen wird so gut belohnt durch Finden.
Aber schade, von Mattheson habe ich noch kein Buch gefunden u. von Marpurg das Beste nicht: das über die Fuge. Aber wie vieles <A>andre <mir> Schöne u. Wichtige.
Mit Danzig ist’s nicht so gefährlich, hingehen thäte ich keinesfalls; ich kann ja nicht mehr ohne Sie leben.
Schreiben Sie jetzt auch einmal, wann Sie wohl nach Ddf. kommen!! Ich müßte dann vielleicht mehr eilen nach Detmold zu kommen; ich bitte |4| Schreiben Sie mir genau was Sie darüber schreiben können.
Ich sehne mich unendlich, mehr als Sie denken u. glauben.
In herzlichster Liebe
Ihr
Johannes.
Das Quintett schicke ich Ihnen so bald wie möglich.
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