23.01.2024

Briefe



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ID: 22539
Geschrieben am: Freitag 22.06.1855
 

Liebe, theure Freundin,
Nun sitzen wir Beide hier in Ihrem Cabinet, Ihnen zu schreiben.
Ich habe Ihnen zuerst Einiges zu beantworten. Klems Flügel ist von Mahagony-Holz, er tröstet sich, daß Sie ihn nicht verkaufen, frug aber sehr ernst, ob denn wohl keine Hoffnung vorhanden sei, das Patent als Lippe-Lippchen-Detmölder-Hof-Instrumentmacher zu bekommen; ich that, als habe er Spaß gemacht u. lachte, da that er |2| ganz blöd auch so.
Sie fragen, wann wir Alles thun?
Morgens wird geübt u. hauptsächlich Ihre neuen u. alten Briefe gelesen.
Vor Tisch gebadet. Gegen Abend musicirt u. gekneipt. Ihre Briefe kommen gewöhnlich Morgens um 8 Uhr. Heute kam keiner, ich habe mich recht danach gesehnt.
Von Senff kam ein Brief m. d. Correctur. Grädener gänzlich abgeblitzt, meine Balladen soll ich schicken (zur Ansicht.)
Fuchs hat die Faust-Abschrift gebracht. Hat das Wegschicken Zeit, bis Sie kommen? Oder soll ich es?
|3| Vom Arzt ist zu meinem großen Bedauern Nichts gekommen. Ich hätte Sie so gern mit dem Schönsten erfreut. Vielleicht werden Sie damit hier begrüßt!
Heute Abend sind wir bei Frl. Leser. Wir spielen mit großer Wonne Haydn’sche Trios ohne Cello, Sie werden Ihre größte Freude dran haben!
Montag gehe ich wohl zu Deichmanns, nicht gar zu gern! Wollen Sie mir dorthin schreiben, so vielleicht zum Montag od. Dienstag? Hrn. Brhs auf Mehlemer Aue durch Frau Commerzienräthin Deichmann. Vielleicht <find> nehme ich Montag um 8 den Brief noch von hier mit?
|4| Kommen Sie denn nächsten Sonnabend o. Sonntag wieder? Schreiben Sie das doch recht bald bestimmt, damit ich recht glücklich bin.
Nach dem Grafenberg können wir jetzt gar nicht, es ist gar abscheuliches Wetter, haben Sie es auch immer so?
Bertha läßt sehr grüßen, die Kinder sind recht artig (ziemlich!). Die Jungen können jetzt endlich Purzelbäume schlagen.
Nun, leben Sie recht wohl u. behalten Sie mich lieb, ich liebe Sie sehr!
Schreiben Sie bald wann Sie wiederkehren
Ihrem
Johannes.
Freitag früh.
Tausendmal grüße u. küsse ich Sie, jeden Tag.
Joachim wird Sie wohl abholen, er braucht ja auch kein Honorar deshalb! Von mir ist’s vernünftiger ich erwarte Sie! Wäre ich in Joachims Stelle, Lange wäre ich bei Ihnen.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Detmold
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
357ff.

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,46
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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