… hängt an einem der Schlüsselbunde, die im Sekretär rechts von unten das zweite Fach liegen, er ist klein, und hat einen Ring, der eine Schnappe in der Mitte hat.
Die Abreise soll um 5 Uhr Nachmittags stattfinden, fahren Sie also mit den Kindern 1/4 <4> nach 4 Uhr mit einer Droschke, auf der Sie den Koffer mitnehmen, auf den Bahnhof (ja nicht zu spät!), dort nehmen Sie 2 Billette 2 Klasse, worauf die Kinder dann 2. Klasse fahren – Herr v. Gut¬schmidt wird das Nähere auch noch mit Ihnen besprechen. Sorgen Sie ja dafür, daß von Mittwoch an die gute Stube recht hübsch in Ordnung ist, damit der Herr nicht in die Wohnstube geführt wird, wo es doch immer etwas bunt aussieht, ferner, daß ja die Kinder ganz reinlich gekleidet sind, damit sie sich gut präsentieren. Da fällt mir noch ein, lassen Sie die Kinder nur ein braunes Kleid mitbringen, und lieber die hellen Mousselinkleider (die blauen, wie auch Ferdinand eins hat) auf der Reise anziehen, damit sie ordentlich gekleidet hier ankommen. Ferner lassen Sie sie Donnerstag noch baden, und tüchtig die Köpfe waschen, auch gehörig kämmen. Ich erschrecke, wieviel ich Ihnen zumuthe, doch es kann nun einmal nichts helfen. Ich freue mich erschrecklich auf die Kinder, und auch auf Sie, meine liebe Emilie!
Die Kinder soll mein Mann am Freitag gar nicht sehen, daher lasse ich sie mit dem letzten Zuge kommen, und Sonnabend früh dann wird er beim Frühstück überrascht: Da denken Sie gewiß recht an uns!
Sind die Kleider von den Kindern recht hübsch gemacht? sitzen sie gut? auch die weißen? ist Elisens Kleid mit fester Taille gemacht? daß ja Alles sitzt, sonst ärgere ich mich, denn hier kann ich nichts machen lassen. Die Kleider müssen alle recht schön geplättet sein, so daß man sie hier nur zu überstreichen braucht. Cravattentücher, und die neuen Kragen schi¬cken Sie mit (die alten Krausen nicht). Vergessen Sie auch die Schürzen nicht. Am Besten ists, Sie legen Sich immer Alles auf meines Mannes Flü¬gel zurecht. Die gelben Kleider schicken Sie auch mit, die Alten nämlich.
Bedürfen Sie kein Geld? was macht mein Julchen und die Jungen? wie sehne ich mich oft nach ihnen – ein Glück ists, daß ich sehr viel zu thun habe! –
An Frl. Malinska schicken Sie beiliegenden Brief, und nun will ich schließen – Meine Hand thut mir weh vom Schreiben! – Bitte, probieren Sie noch einmal alle Kleider von den Kindern durch, wenn die Schneide¬rin da ist (die Sie ja gleich bestellen, denn die Ausbesserfrau kann solche Sachen nicht machen), mit den Unterröcken, daß nicht die wollnen vor den weißen guten, und diese wieder nicht vor den Kleidern! – Sie (die Kin¬der nämlich) kommen hier in ein sehr nobles Haus, und da muß Alles in der schönsten Ordnung sein. Marie soll auch ihre 6 weißen Taschentücher mitbringen. Kaufen Sie bei Winter und H. Meyer schräg über noch ein halbes Dtz, eben solche Tücher, lassen sie säumen und S zeichnen. Nun bitte ich aber, versprechen Sie mirs, daß Sie diesen Wisch verbrennen, so bald Sie ihn nicht mehr brauchen, denn erstlich hatte ich eine schreckliche Feder, dann furchtbare Tinte und eine so unbezwingliche Unruhe in mir, daß mir immer die Hand zitterte.
Adieu, meine liebe theure Emilie! seien Sie mir ja nicht bös über die vielen Aufträge, und bitte, küssen Sie die Kinder Alle von mir 1 000 Mal. Herrn Dr. Mühle bitten Sie, daß er den Kindern eine ordentliche Aufgabe giebt, sonst lümmeln sie hier herum, und wissen nicht, was anfangen, den Morgen besonders!
Schönsten Gruß von Ihrer
Cl. Schumann.