Franzensbad d. 19 Juli. 87. Loimann’s Badehaus.
Liebes Fräulein!
Ich hätte Ihnen schon geschrieben, hätte ich gewusst, wo Sie waren. Durch Ihren lieben Brief erfahre ich nun von Ihnen u. eile, Ihnen mitzutheilen, dass wir erst am 8ten August zur Moritz kommen. Ich hatte derselben dieser Tage geschrieben und sie gebeten, Ihnen dies mitzutheilen, sobald Sie bei der Thekla angelangt sein würden. Das Benehmen der Letzteren finde ich abscheulich, nicht, dass sie sucht, mehr herauszuschlagen, was ja natürlich, sondern dass sie Ihnen nicht die Vorhand liess. Uebrigens kommt sie dadurch doch Ihren Wünschen entgegen, denn Sie waren ja im vorigen Jahre gar nicht zufrieden. Ich hoffe sehr, dass Sie bei der Regina Wohnung bekommen, es wäre mir gar zu leid, sollten wir uns diesen Sommer garnicht sehen. Sie benachrichtigen mich wohl, sobald Sie Wohnung bekommen haben.
In Betreff Julien’s sind Sie etwas im Irrthum; Dir. Gruhl hat mir nicht von 88, sondern 89 geschrieben. Ich habe Ihnen übrigens in Bezug darauf Einiges zu erzählen, was ich Ihnen bis auf mündlich verspare, u. bin begierig, welcher Meinung Sie darüber sein werden. Ueber die guten Nachrichten von Ihrer lieben Familie bin ich sehr erfreut, besonders, dass das Augenleiden Ihres Herrn Bruder ganz gehoben zu sein scheint, was ja ein grosses Glück ist. Ich kann mir denken, welche Freude ihm das Zusammensein mit Brahms macht. Letzterer hat uns neulich auf dem Wege nach Cöln besucht u. auch seine neuen Sachen bei uns vor einer Anzahl Musiker gespielt. Ich adressire diese Zeilen an Ihre lieben Angehörigen in Carlsruhe. Lassen Sie mich bald hören, wie es mit der Regina steht, und seien Sie Alle herzlichst gegrüsst von
Ihrer
getreu ergebenen
Clara Schumann.
Bis 6ten Aug. Adresse hier.
Absenderin Frau Clara Schumann, welche um Nachsendung Dieses bittet, falls Adressatin nicht mehr in Carlsruhe befindlich wäre.
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