Frkf. D. 11 März 93
Liebe Mathilde,
nur einige Worte der Freude, daß Sie wieder in ein Concert gehen durften, und eine doppelte Freude hat es mir bereitet, daß Ihnen das neue Werk Herzogenbergs so schönen, ergreifenden Eindruck gemacht hat! wie gönne ich diesem edlen, so schwer geprüften Manne dieses Gelingen! Also, auch unterrichten können Sie wieder in alter Weise! es ist doch recht schnell gegangen mit Ihrer Genesung, welch eine Gnade.
Ich hatte sehr schlimme Tage, von Nervenschmerzen im ganzen Unterkörper heimgesucht! Heute, seit 14 schlechten Tagen, geht es mir ein wenig besser. Leider kann auch ich wegen des ewigen Windes nicht hinaus, u. so fehlt mir Luft, die Haupterquickung! Nun, Sie wissen, wie es thut, wenn man nach Luft förmlich seufzt, dazu immer den Sonnenschein sieht, und doch nicht hinaus kann.
Wie steht es nun mit Ihrer Reise nach Carlsr.? denken Sie daran? Sie wissen, daß Sie in Frkf. ausruhen müssen. Auf alle Fälle, ob wir da sind, oder nicht, steht ein kleines Fremdenzimmer bereit für Sie, ich hoffe aber, daß es sich günstig für uns mit Ihrer Wahl der Zeit trifft. Ich
glaube, daß wir im Mai nach Pallanza gehen, freilich muß mein Rücken dann viel besser sein.
Wir haben jetzt Vorspiel-Stunden f. d. Schüler eingerichtet, wo sie Alle dabei sind, und am Schluß spiele ich Ihnen immer das Eine oder Andere von den Stücken die sie studieren wollen. Es thut ganz gut, sie lernen sich concentriren und beherrschen. Ich schließe mit den herzlichsten Glückwünschen, und grüße Sie Beide aufs Wärmste!
Ihre Cl. Sch.
Marie u Julie erwiedern Ihre lieben Grüße.
Eugenie geht es sehr gut, sie ist sehr fleißig, Marie schafft das Unglaubliche! –
Wie ist der Titel des Buches über Fechner?
Der arme Rudorff thut mir so leid!
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