23.01.2024

Briefe



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ID: 21759
Geschrieben am: Donnerstag 29.09.1892
 

Frankfurt a/m d. 29ten Sept 92.
Liebe Mathilde,
wie sehr stehe ich in Ihrer Schuld, habe noch nicht einmal Ihren lieben Geburtstagbrief [sic] nach Interlaken beantwortet; es sind mir aber eine solche Masse von Briefen zugekommen, daß ich kaum weiß wie Alles zu
bewältigen. – Hier zurückkehrend fand ich nun noch Ihr wunderschönes Geschenk und bin ganz gerührt.
Haben Sie herzlichsten Dank dafür. Wie haben Sie sich wieder für mich angestrengt und eigentlich sollte ich als mütterliche Freundin zanken, – aber, es ist doch gar zu schön und ich freue mich doch darüber.
Wir haben d. 13ten bei herrlichstem Wetter in I. gefeiert. – Nun sind wir wieder hier und Sie können sich denken welche Masse von Arbeit Marien hier erwartete. Dazu kamen auch noch häusliche Miseren mit Mädchen, – aber nun hoffen wir in Ordnung zu sein. Eugenie blieb in Basel u. wir erwarten sie Sonnabend, leider aber verläßt sie uns schon am 7ten Oct. wieder, ist übrigens doch wohler als ich es zu hoffen gewagt hatte.
Aus dem Diktat ersehen Sie, daß mein Arm noch nicht besser ist, auch das Dröhnen im Kopf dauert, aber körperlich fühle ich mich doch kräftiger und fange nächste Woche schon an einige Stunden wieder zu geben.
Ihrer lieben Malwine übermitteln Sie meinen herzlichsten Dank für den sehr lieben Brief. Sie nimmt es mir gewiß nicht übel wenn ich denselben durch Sie ihr ausspreche.
Von Tigerjelms hatte ich (d. h. von ihr) zweimal lieben Brief. Sie sind in Montreux. In Interlaken waren wir fast bis zuletzt mit einer amüsanten Generalin u. deren Mann. Wir hatten aber die ganze Esserei furchtbar satt. Wir haben uns für nächstes Jahr das Chàlet I Stock angesehen, vielleicht daß wir wieder hingehen u. selbst wirthschaften. Für heute nehmen Sie fürlieb mit dem wenigen, übrigens giebt es ja auch wenig zu erzählen. Ich war hier noch 8 Tage auf dem Sommerhof u. habe das herrliche Wetter noch recht im Freien genossen.
Nun seien Sie Beide auf das Herzlichste von mir u. Marie gegrüßt u. lassen Sie bald wieder von sich hören
Ihrer getreuen

Ihrer Schwägerin Besserung freut uns sehr. –

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Wendt, Mathilde (1688)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 14
Briefwechsel Clara Schumanns mit Mathilde Wendt und Malwine Jungius sowie Gustav Wendt / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-86846-025-4
287ff.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 7363,15-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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